Politik/Ausland

Rektorenchef will Taten sehen

"Sehr geehrte Damen und Herren, se vogliamo che tutto rimanga come è, bisogna che tutto cambi."

Auf Italienisch begann Oliver Vitouch am Dienstag sein erstes Pressegespräch als frischgewählter Präsident der Rektorenkonferenz.

Mit dem berühmten Satz ("Wenn wir wollen, dass alles bleibt wie es ist, muss sich alles ändern.") aus dem Roman "Il Gattopardo" ("Der Leopard") von Giuseppe di Lampedusa wollte Vitouch unterstreichen, was sich aus seiner Sicht in Österreichs Hochschullandschaft alles ändern muss:

Uni-Finanzierung, Uni-Zugang, Studienplatzangebot und das Verhältnis zu Fachhochschulen.

Sprint ohne Spikes

"Österreich investiert derzeit deutlich weniger in seine Universitäten als die Schweiz oder Bayern. Das können wir uns, auch wenn das jetzt paradox klingt, auf Dauer nicht leisten", betonte Vitouch, der die Situation mit dem Bild eines internationalen Sprintbewerbs verglich, bei dem die anderen "Spikes" hätten.

1,5 Milliarden Plus

Für die nächste dreijährige Uni-Finanzierungsperiode, die Ende 2017 beschlossen werden soll, schlug er gleich konkrete Pflöcke ein: Die Rektoren wollen zusätzlich 1,5 Milliarden Euro, für mehr Professuren und eine bessere Ausstattung.

Damit werde man zwar wieder nicht das seit Jahrzehnten von der Politik propagierte 2-Prozent-Ziel (zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für den Hochschulsektor) erreichen. Es sei aber ein Anfang, von der Politik wolle er "endlich Taten sehen" – in Form eines Budgetpfads.

Mit der neu formierten Bundesregierung gebe es "A New Hope" ("Eine neue Hoffnung"), zitierte er den Filmemacher George Lucas ("Star Wars").

Kein freier Uni-Zugang

Der Klagenfurter Kognitionswissenschaftler, der wie seine Kurzzeit-Vorgängerin Sonja Hammerschmid (die neue Bildungsministerin ist) als SP-nahe gilt, wiederholte seine Forderung nach einer effizienten Studienplatzfinanzierung (also Studienplatzbegrenzungen, was die SPÖ ablehnt). Und er machte klar: "Den freien Hochschulzugang gibt es schon jetzt nicht mehr." Viele Studien, von der Medizin bis zu den Kunstunis, hätten längst unübersichtlich viele Zugangsregelungen, da brauche es eine "systemische Änderung".

Länderinteressen

Skeptisch ist er im Bezug auf den von Wissenschaftsminister Mitterlehner gestarteten Prozess "Zukunft Hochschule". Dessen Ziel ist es, zu schauen, ob nicht einige Studien nur mehr von den (billigeren) Fachhochschulen angeboten werden sollen. Da werden sich die Rektoren "genau anschauen müssen, ob er wirklich zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Unis beiträgt, oder ob andere Interessen dahinterstehen." Das könnten nämlich auch partikuläre Länderinteressen oder Sparziele sein.

Und er streute zum Abschluss noch ein Zitat des Physikers der Aufklärung, Georg Christoph Lichtenberg, ein: "Ich weiß nicht, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll."