Politik/Ausland

Rechtsextreme in Schweden im Aufwind

Was für die breite Masse der Flüchtlinge Deutschland ist, ist für Zigtausende andere Schweden – das gelobte Land. Und dorthin will auch ein Flüchtlingstross, der es bis Montag nach Dänemark geschafft hat, auch unbedingt hin. Vorerst erfolglos, die dänische Polizei stoppte die Menschen, die auf der Autobahn nach Schweden marschieren wollte.

Bereits im Vorjahr beantragten 81.000 Menschen in Schweden Asyl, heuer werden nochmals so viele erwartet – wie auch in Österreich. Deutschland rechnet bereits mit mehr als 800.000 heuer. Angesichts der Völkerwanderung sind es auch diese drei Staaten, die am vehementesten verpflichtende Asyl-Quoten für alle EU-Länder fordern. Und das taten sie am Dienstag auch gemeinsam: Kanzlerin Angela Merkel mit dem schwedischen Premier Stefan Löfven in Berlin, wenig später dann Löfven mit Bundeskanzler Werner Faymann in Stockholm.

„Wir sind in einer humanen Katastrophe“, drängte der Sozialdemokrat Löfven auf eine schnelle Einigung. Es gebe eine tiefe menschliche und moralische Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen.

"Moralische Supermacht"

Schweden ist für seine großzügige Einwanderungspolitik bekannt: Von den rund 9,8 Millionen Einwohnern hat etwa jeder fünfte seine Wurzeln in der Fremde. Die Schweden definieren sich als tolerantes Volk, nicht wenige Politiker definieren das Land sogar als „moralische Supermacht“, sagt der Politologe Karl Loxbo von der Universität Växjö. Es stimme zwar, dass sein Land schon lange eine besonders großzügige Einwanderungspolitik betreibe, aber an der Integration der Menschen hapere es gewaltig. „Die ‚Eingeborenen‘ ziehen dorthin, wo möglichst keine Einwanderer wohnen, wo keine Einwandererkinder in die Schule gehen. Und falls es sie dort doch gibt, schicken sie ihre Kinder in Privatschulen“, erzählt Loxbo dem KURIER.

Toleranz als Theorie

Das größte Übel sei aber die hohe Arbeitslosigkeit unter Einwanderern. „Die Arbeitslosenquote von Einwanderern ist laut einer OECD-Studie von 2013 drei Mal so hoch wie von in Schweden geborenen Menschen. Damit liegt Schweden gleich hinter Norwegen an zweiter Stelle“, sagt Loxbo. „Das sagt viel aus über die Einstellung der Gesellschaft und der schwedischen Unternehmer.“

Die Umfragewerte der rechtsextremen „Schwedendemokraten“ klettern derweil von einem Rekordhoch zum anderen. Ende August waren sie in einer Umfrage mit 25,2 Prozent erstmals stärkste Partei vor den Sozialdemokraten (23,4). Loxbo: „Der Trend wird angesichts der Flüchtlingswelle wohl anhalten. Die Schwedendemokraten müssen nur ruhig sein, keine rassistischen Bemerkungen machen und abwarten. Aber das gilt für alle Rechtspopulisten in Europa.“