"Hugo Chávez war ein Tyrann"
Selbst nach seinem Tod polarisiert Hugo Chávez noch. Schon zu Lebzeiten umstritten, scheint sich die Welt kaum auf eine gemeinsame Einschätzung des venezolanischen Politikers einigen zu können.
Nur kurze Zeit nach dem Tod des Comandante äußerte sich Barack Obama. Venezuela schlage nun ein neues Kapitel auf, hieß es in der knappen Erklärung. Man sei bereit, der venezolanischen Bevölkerung zu helfen und mit der Regierung in Caracas konstruktiv zusammenzuarbeiten. "Demokratische Prinzipien, Rechtsstaatlichkeit und Respekt für Menschenrechte" müssten allerdings eingehalten werden. Kein Wort kam Obama über die Lippen zum Leben des venezolanischen Präsidenten, keine Beileidsbekundungen - ein Seitenhieb zum Abschied, kommentiert Spiegel Online.
Die Reaktion des US-Präsidenten sollte eigentlich nicht weiter verwundern: Während seiner Regierungszeit galt Chávez als eine Art Erzfeind der USA, George W. Bush bezeichnete er öffentlich als "Teufel". Auch im US-amerikanischen Repräsentantenhaus überwiegt die Kritik: "Hugo Chávez war ein Tyrann, der die Bevölkerung in Venezuela in Angst leben ließ", sagte etwa Ed Royce, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. Ganz anderer Meinung ist der US-Demokrat José E. Serrano. Chávez hätte die "Nöte der Armen verstanden", er solle nun in Frieden ruhen, äußerte sich Serrano in einem Statement auf Twitter und erregte damit die öffentliche Debatte in Washington.
„Wir haben einen Revolutionär verloren, aber Millionen von uns bleiben inspiriert.“
Lateinamerika hat einen großen Politiker verloren, so die dominierende Meinung auf dem südlichen Kontintent selbst. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff würdigte Chávez als einen „großen Lateinamerikaner“. Argentinien, Bolivien und Kuba verhängten eine mehrtägige offizielle Staatstrauer. Rafael Correa, der Präsident Ecuadors, sprach seinem Freund einen dauerhaften Einfluss zu: „Wir haben einen Revolutionär verloren, aber Millionen von uns bleiben inspiriert.“
In Venezuela scheint die Trauer das Land zu bestimmen: Innerhalb kürzester Zeit wurde das Krankenhaus in Caracas, in dem Chávez starb, zur Pilgerstätte für seine trauernden Anhänger. Hunderte Menschen versammelten sich am Dienstag, um gemeinsam zu weinen und in Sprechchören zu rufen: "Wir alle sind Chávez!".
Europäische Diplomatie
Aus Europa sind die Reaktionen verhalten kritisch. Deutschland Außenminister Guido Westerwelle betonte für die Zeit nach Chávez: "Demokratie und Freiheit sind der richtige Weg". Österreichs Michael Spindelegger bezeichnete den verstorbenen Staatspräsidenten als "streitbaren Staatschef und kontroverse Persönlichkeit". Er habe der Politik in Lateinamerika seinen "Stempel aufgedrückt". Der schwedische Außenminister Carl Bildt äußerte sich auf Twitter, hob den charismatischen Charakter Chávez' hervor, kritisierte aber auch seine politischen Entscheidungen:
Die Bruderstaaten reagierten ob des Todes merklich anders. "Es ist eine Tragödie. Er war ein großartiger Politiker," so der russsische UNO-Botschafter Witali Schurkin. Ähnlich äußerte sich Präsident Wladimir Putin."Er war ein außerordentlicher und starker Mensch, der in die Zukunft blickte und sich selbst stets die höchsten Maßstäbe auferlegte", schrieb Putin an den nunmehrigen Interimspräsidenten Nicolas Maduro. Für Frankreichs Staatschef Francois Hollande war Chávez ein streitbarer Kämpfer für Gerechtigkeit.
Öffentliche Trauer in Hollywood
Auch in Hollywood scheint es eine breite Zustimmung für den umstrittenen Staatschef zu geben. Er habe einen Freund verloren, so der Oscar-Preisträger Sean Penn in einer Mitteilung. Auch die Filmemacher Michael Moore und Oliver Stone trauern öffentlich.
Tochter Gabriela Chávez verabschiedete ihren Vater am Dienstag mit folgenden Worten: "Mir fehlen die Worte. Wir müssen seiner Arbeit folgen. Wir müssen weiterhin ein gemeinsames Vaterland errichten. Lebe wohl mein Papito".