Politik/Ausland

Putin provoziert: Indien-Auftritt mit Krim-"Premier"

Er ist der Kreml-Mann auf der Krim: Sergej Aksjonow, bis zur umstrittenen Annexion im Frühling dieses Jahres Hinterbänkler im Regionalparlament auf der Halbinsel, darf nun sogar den russischen Präsidenten selbst auf dessen Reisen begleiten – und zwar in ganz offizieller Funktion. Aksjonow und Putin waren am Donnerstag in Neu-Delhi zu Gast, um ihre Kooperation mit der indischen Regierung zu vertiefen. Dort sucht man nach Kompensation für die fehlenden Wirtschaftsleistungen aus dem Westen (mehr dazu hier).

Der 41-Jährige, der bis zum Umsturz einer von drei Abgeordneten der Russland-treuen Partei „Russische Einheit“ auf der Krim war, durfte sogar ein offizielles Papier mitunterzeichnen - eine Absichtserklärung für eine engere Zusammenarbeit zwischen der Halbinsel und Neu-Delhi in den Feldern Pharmazie, Landwirtschaft und Tourismus.

Seit langem im Dienste Moskaus

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Damit zollt Putin seinem Verbündeten im „neuen“ russischen Territorium größten Respekt; die Irritation des Westens dürfte auch wohlkalkuliert sein. Aksjonow ist nämlich nicht nur seit kurzem Verbindungsmann des Kreml auf der Halbinsel, er bereitet den Russen dort schon länger den Boden: Seine Partei, so enthüllteWikiLeaks bereits vor einiger Zeit, soll schon lange vor der umstrittenen Annexion versucht haben, die Krim zu destabilisieren.

Spätestens seit 2005 soll "der russische Militärgeheimdienst aktiv interethnische Konflikte geschürt habe, um einen Status der schwelenden Spannung aufrechtzuerhalten. Dies hat Geld für lokale Gruppen, Informationskampagnen und logistische Unterstützung beinhaltet." Unterstützung für Aksjonow soll, wie die Zeitung Kyiv Post berichtet, auch vom ukranischen Milliardär Dmitrij Firtasch gekommen sein – es wird vermutet, dass der in Wien in Haft sitzende Oligarch die Partei mit Geld unterstützt habe.

Der böse Kobold

Aksjonow selbst, der den Beinamen „Böser Kobold“ – Goblin - trägt, hat eine diffuse Vergangenheit hinter sich. Als Geschäftsmann soll er mit teils dubiosen Praktiken zu Geld gekommen sein, als Halbpofi-Boxer holte er sich seine etwas plattgedrückt aussehende Nase. In ukrainischen Medien ist sogar die Rede davon, dass er in mafiöse Verbrechen verwickelt gewesen sein soll – von Erpressung bis Mord lauten die Vorwürfe. Aksjonow hat jegliche Verbindung zu kriminellen Kreisen jedoch immer bestritten, ebenso wie eine finanzielle Bindung an Dmitrij Firtasch.

"Wir kehren nach Hause zurück“


Seit seinem Amstantritt als Krim-Chef gibt sich Aksjonow aber deutlich staatsmännischer, aber immer mit militärischem Touch. Nach der Machtübernahme auf der Krim fungiert er schließlich nicht nur als neuer Regionalregierungschef, sondern auch als Kommandeur der dort plötzlich neu stationierten Streitkräfte. Und den neuen Nationalethos lebt er auch: "Wir kehren nach Hause zurück“, rief er nach dem umstrittenen und von ihm vorbereiteten Referendum, das bekanntlich mit 96 pro Abspaltung ausging.

Jetzt wolle er demnach als Mitglied der Delegation des Kremlchefs Wirtschaftskontakte knüpfen, sagte Aksjonow am Donnerstag. Mit Europa wird er das in naher Zukunft ja auch nicht können: Er steht nämlich auf der Sanktionsliste der EU.