Politik/Ausland

Proteste in Tunesien: 200 Festnahmen, dutzende Verletzte

In mehreren Städten Tunesiens ist es in der zweiten Nacht in Folge zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Mehr als 200 Menschen seien festgenommen und dutzende verletzt worden, teilte das Innenministerium am Mittwoch mit.

Ein Ministeriumssprecher sagte lokalen Radiosendern, landesweit seien 49 Polizisten verletzt und 206 "Unruhestifter" festgenommen worden. In einer Vorstadt von Tunis sei ein Supermarkt geplündert worden.

Die Proteste richten sich gegen steigende Lebenshaltungskosten und die Sparpolitik der Regierung. Am Montag war ein Mann bei den Protesten getötet worden.

In der Nacht auf Mittwoch gab es unter anderem in Tebourba rund 30 Kilometer westlich der Hauptstadt Tunis Proteste. Dort gingen hunderte junge Menschen auf die Straße. Sie bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen, diese reagierten mit dem Einsatz von Tränengas.

Versuch Supermarkt auszurauben

In der Küstenstadt Sousse hätten Randalierer versucht, einen großen Supermarkt auszurauben, hieß es aus Sicherheitskreisen. In Tunis wurden Autoreifen und Müllcontainer angezündet. Auf der Insel Djerba habe es einen versuchten Brandanschlag auf die jüdische Schule gegeben, teilte ein Mitglied der jüdischen Gemeinde mit. ES sei aber nur geringer Schaden angerichtet worden.

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Ähnliche Szenen spielten sich auch in Kasserine und Sidi Bouzid im ärmlichen Zentrum des Landes ab. In Sidi Bouzid hatten Ende 2010 die Proteste begonnen, die zum Sturz des tunesischen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali und dem Arabischen Frühling führten. Proteste gab es am Dienstagabend auch in Gafsa im Süden des Landes.

Auch in Tunis gingen am Dienstag rund hundert Menschen auf die Straße. Die Kundgebung verlief allerdings ohne Zwischenfälle. Die Demonstranten machten ihrem Unmut über "Armut und Hunger" Luft. Mehrere hundert Menschen, darunter viele Jugendliche, protestierten auch in Regueb im Zentrum des Landes.

Die Proteste folgten auf die Beerdigung des Mannes, der am Montag bei den Zusammenstößen getötet worden war. Offen ist nach wie vor, wie es zum Tod des Demonstranten am Montagabend in Tebourba kam. Der Obduktionsbericht wurde bisher nicht veröffentlicht. Das Innenministerium bestritt, dass die Polizei den 45-Jährigen tötete.