Politik/Ausland

Premier: "Massenmorde" in Mazedonien geplant

Schüsse schallen durch die Luft, Panzer rollen durch die Stadt Kumanovo, Dutzende Menschen kommen ums Leben, ein Stadtviertel wird evakuiert, Tausende fliehen, die EU ist bestürzt: Die Bilder vom Wochenende aus der Unruhestadt an der Schnittstelle zwischen Mazedonien, Serbien und dem Kosovo erinnern an die Kämpfe im Frühling 2001. Damals führte der ethnische Konflikt zwischen Albanern und Slawen Mazedonien an den Rand eines Bürgerkrieges. Mit viel Mühe und Vermittlung der EU konnte der Konflikt beigelegt werden.

Auslöser der schweren Kämpfe am Samstag war eine groß angelegte Polizeiaktion gegen "Terroristen aus einem Nachbarland", wie es Innenministerin Gordana Jankulovska formulierte. Die Gruppe habe starke Unterstützung der örtlichen albanischen Bevölkerung erhalten. Sie beklagte acht getötete und mehr als 30 verwundete Polizisten. Ein Polizeisprecher ergänzte, auf Seiten der "Terroristen" habe es mindestens 14 Opfer gegeben. Sie hätten das Abzeichen der "Nationalen Befreiungsarmee" (UCK) an ihren Tarnanzügen getragen. Rund 30 Angreifer hätten sich gestellt. Laut Polizei ist es "eine der gefährlichsten Terroristengruppen in der Region".

Premier Nikola Gruevski erklärte am Sonntag, die Bewaffneten hätten "Massenmorde" zum Ziel gehabt. Angriffe auf Einkaufszentren sowie Sportveranstaltungen mit Tausenden Opfern seien geplant gewesen.

Die Opposition im EU-Anwärterstaat glaubt hingegen an ein Ablenkungsmanöver von Gruevski. Sie wirft ihm neben der Fälschung der Parlamentswahlen 2014 auch die Verstrickung in Korruption und Kriminalität vor, was abgehörte Telefonate belegten. Nach Demonstrationen in der Vorwoche hatte die Opposition für 17. Mai einen Massenprotest in Skopje geplant. Manche vermuten ein Manöver der organisierten Kriminalität, um Unruhe zu schaffen.