Wahltag bringt Gewaltwelle
Ghulam Ahmad Bilour führt seinen Wahlkampf für die Parlamentswahl am heutigen Samstag hinter hohen Mauern. Der Polit-Veteran ist Vizepräsident der paschtunischen Regionalpartei ANP. Anhänger haben sich im Garten seines Anwesens in Peshawar versammelt. Männer mit Schnellfeuergewehren sichern das Tor. Vor kurzem wurde Bilour zum Ziel eines Selbstmordanschlags, er überlebte nur knapp. 19 Menschen riss der Taliban-Attentäter mit in den Tod.
Auch am Samstag, dem Wahltag, kam es zu Anschlägen: In Karachi war wieder die ANP das Ziel. Elf Menschen starben. Auch in Peshawar kam es zu einer Bombenattacke. Die pakistanischen Taliban hatten den Wahlkampf in ein Blutbad verwandelt. Besonders die drei Koalitionsparteien – die Volkspartei PPP sowie die Regionalparteien ANP und MQM – wurden wiederholt zum Ziel von Anschlägen. Mehr als 110 Menschen starben seit April.
Dass es auch am Samstag Gewalt geben würde, war zu erwarten. Mehr als 600.000 Sicherheitskräfte, darunter 70.000 Soldaten, sollten deshalb die rund 70.000 Wahllokale schützen. Wahlberechtigt sind 86 der 180 Millionen Pakistani.
Terrorismus ist nicht das einzige Problem der südasiatischen Atommacht. Die Partei von Präsident Asif Ali Zardari (PPP) hat die Staatskassen geplündert. Die Wirtschaft liegt am Boden. Seit Jahren leidet die Bevölkerung unter einer Energiekrise mit stundenlangen Stromausfällen.
Größter Verdienst der Regierung ist es, die gesamte Wahlperiode überstanden zu haben – ein Novum in Pakistan, wo etwa die Hälfte der Zeit seit der Unabhängigkeit 1947 das Militär herrschte. Erstmals wird eine zivile Regierung die Macht nun an demokratisch gewählte Nachfolger abgeben.