Päppelten Lösegelder Islamisten auf?
Von Stefan Schocher
Am Freitag hatten französische Truppen die Stadt Tessalit im äußersten Norden Malis an der Grenze zu Algerien erreicht – die letzte Bastion der islamistischen Aufständischen, die noch vor wenigen Wochen den gesamten Norden des Landes kontrolliert hatten.
Erster Selbstmordanschlag
Die Rebellion scheint damit vor ihrem Ende zu stehen. Oder sie geht in eine neue Phase: Am Freitag erlebte Mali seinen ersten Selbstmordanschlag und am Samstag wurden in der Stadt Gao zwei weitere Attentäter gefasst – Jugendliche, die auf Eseln ritten und Sprengstoffwesten trugen. Zu dem Anschlag am Vortag hatte sich die islamistische MUJAO bekannt.
Sie ist nur eine von mindestens fünf Organisationen, die den Norden Malis besetzt gehalten hatten. Ihre Waffen hatten sie anscheinend aus Beständen libyscher Milizen. Die finanziellen Mittel – so eine US-Diplomatin – vor allem aus Lösegeldern. Lösegelder, die westliche Staaten für die Freilassung entführter Landsleute gezahlt hätten.
US-Botschafterin kritisiert Frankreich
Die ehemalige US-Botschafterin in Mali, Vicki Huddleston, beschuldigt vor allem Frankreich, die Rebellen über ein Jahrzehnt hochgepäppelt zu haben. Paris habe ihren Informationen zufolge alleine 2010 in einem Fall 17 Mio. Dollar gezahlt. Geld, dass an eine Organisation geflossen sei, die jetzt von französischen Truppen in Mali womöglich bekämpft werde. Insgesamt, so Huddleston, hätten die Rebellen zwischen 2004 und 2011 von verschiedensten Staaten 89 Mio. Dollar kassiert.
Andere Quellen hatten bereits zuvor von bis zu 130 Mio. Dollar berichtet, die Rebellen in Mali in den vergangenen Jahren an Lösegeld kassiert hätten. Und davon, dass dieses ihre Hauptfinanzquelle gewesen sei. Eine andere Geldquelle war laut der malischen Staatsanwaltschaft der Drogenhandel. Die malische Anklagebehörde erließ nun internationale Haftbefehle gegen die Anführer der in Nordmali aktiven Gruppen. Begründet werden die Befehle aber vor allem mit Terrorismus, Kriegsverbrechen, Volksverhetzung sowie Verbrechen gegen die territoriale Integrität. Wohin die Führer des Aufstandes verschwunden sind, ist nicht bekannt. Aus Darfur im Sudan Berichtete eine lokale Rebellenorganisation, dass eine erste Gruppe flüchtiger Dschihadisten aus Mali eingelangt sei.