Politik/Ausland

Österreicher auf Urlaub im Ausland: „Hauptsache, wir kommen heim“

Gestrandet. Mindestens 30.000 registrierte Touristen aus Österreich waren am Montag noch im Ausland. Viele Tausende sind jedoch nicht registriert und in mindestens 100 Ländern unterwegs. Sie sollten sich so schnell wie möglich auf den Heimweg machen, rät das Außenministerium. Denn von Tag zu Tag würde es schwieriger, ein Rückflugticket zu bekommen. „Verlieren Sie bitte keine Zeit.“

Außenminister Alexander Schallenberg verspricht, alles zu tun, damit alle heimkommen können. Man sei dabei, sich mit den Fluglinien zu koordinieren.

Hotline des
Außenministeriums:
+43 1 90115 4411

Online-Registrierung
Alle Österreicher im Ausland sollten sich online registrieren:  www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/auslandsservicekurier

Hilferuf aus Malaga

Christoph Schantl und seine Frau sitzen derzeit in Malaga fest. Seit Montag Früh dürfen sie ihr Hotel nicht mehr verlassen. Das Frühstück wurde ihnen aufs Zimmer serviert, das Hotelpersonal ist aufgeregt und nervös, weil niemand weiß, ob er seinen Job behalten wird. Nur soviel ist sicher: Am Mittwoch wird das Hotel geschlossen, werden alle Hotels in Andalusien geschlossen.

„Dann wären wir auf der Straße gestanden“, sagt Schantl. Eine nette Dame aus dem Innenministerium habe ihm Sonntag geraten, wegen des Quartiers beim Rathaus in Malaga vorzusprechen.

Das Wiener Ehepaar ist am 10. März mit Ryanair nach Spanien geflogen. „Da gab es noch keine Reisewarnung,“ sagt Schantl. Am Samstag erfuhr er, dass Ryanair den für Mittwoch geplanten Rückflug ausfallen lässt.

Der Geschäftsmann telefonierte sich die Finger wund. Die österreichische Botschaft in Madrid vertröstete ihn auf Montag, ebenso die Dame an der Hotline des Innenministeriums. „Mir schien, dass alle ziemlich überfordert waren.“ Am Flughafen Malaga hieß es, alles ausgebucht. Bei der Hotline kam Schantl nicht durch: „Entweder war sie besetzt, oder man flog nach einem kurzen Freizeichen wieder raus. Das ist schon sehr deprimierend.“

Am Montag, endlich, ergatterte das Ehepaar zwei Rückflugtickets. Mit Lufthansa über Frankfurt nach Wien zum stolzen Preis von 1.200 Euro. „Am Mittwoch, so Gott will. Aber Hauptsache wir kommen heim.“

„An diese Hoffnungslosigkeit mitten in Europa werde ich mich mein Leben lang erinnern“, sagt Schantl. „Die nächste Katastrophe erwartet uns eh zu Hause. Wir haben ein Geschäft. Es sind interessante Zeiten, würden die Chinesen sagen.“ Ausdrücklich bedanken will sich Christoph Schantl bei KURIER–Chefredakteurin Martina Salomon, die ihm Mut gemacht habe und seinen Hilferuf ernst nahm.

Reisen in Zeiten der Coronavirus-Krise wird immer schwieriger. Der weltgrößte Touristikkonzern Tui sagte bis auf weiteres Pauschalreisen, Kreuzfahrten und den Hotelbetrieb ab. Tui Deutschland setzte das Reiseprogramm bis einschließlich 27. März aus. „Im Moment befinden wir uns alle in einer nie da gewesenen Ausnahmesituation. Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, alle Urlauber wieder zuverlässig nach Hause zu bringen“, sagte Marek Andryszak, Geschäftsführer der Tui Deutschland Geschäftsführung. Viele Rückflüge würden regulär durchgeführt. Doch selbst am Flughafen Frankfurt war es am Montag wie ausgestorben, berichtete ein Heimkehrer aus Curaçao.

Susanne Bobek