Nordkorea stoppen – aber wie?
Von Irene Thierjung
Der jüngste nordkoreanische Atomtest am Freitag hat weltweit Erschütterungen ausgelöst – sowohl physisch in Form von Erdbeben als auch politisch. In einer ersten Reaktion kündigte der UN-Sicherheitsrat noch am Freitag neue Sanktionen gegen das Regime von Kim Jong-un an.
Doch die Zweifel, ob diese den 32-jährigen Despoten von seinen nuklearen Ambitionen abbringen können, wachsen. Haben doch alle bisherigen Strafmaßnahmen Nordkorea nicht davon abhalten können, immer neue Atomtests in immer schnellerer Folge durchzuführen. Insgesamt fünf waren es seit 2006, als Kim Jong-uns mittlerweile verstorbener Vater Kim Jong-il die erste Bombe zünden ließ. Seither steigerte sich die Sprengkraft der Waffen beständig. Die der letzten soll größer gewesen sein als die jener US-Bombe, die 1945 über Hiroshima explodiert war und 140.000 Menschen tötete – mehr als die Hälfte davon sofort.
Raketen könnten USA erreichen
Das führt nicht nur bei Nordkoreas Feinden in der Region zu existenziellen Ängsten, sondern auch bei den USA. Laut Experten könnte Pjöngjang am Ende der ersten Amtsperiode des nächsten US-Präsidenten in der Lage sein, atomar bestückte Raketen bis zur US-Westküste zu schießen. Während der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump neue Gespräche mit Kim Jong-un nicht ausschließt, seine genauen Pläne aber (wie immer) nicht verraten will, setzt die Demokratin Hillary Clinton auf eine Aufrüstung Südkoreas und Japans und auf neue Sanktionen.
Doch jeder dieser Schritte birgt Risiken: Eine Aufrüstung würde China provozieren; neue Sanktionen hätten nur Sinn, wenn sie Nordkorea wirtschaftlich komplett isolieren, etwa durch ein totales Aus- und Einfuhrverbot. Dem würde China allerdings nie zustimmen. Und wenn doch, so fürchten die US-Verbündeten in der Region, könnte das eine kriegerische Auseinandersetzung provozieren. Gespräche dagegen wären laut Beobachtern ein zu großes Entgegenkommen gegenüber Kim Jong-un – und würden dessen Allmachtsfantasien bekräftigen.