Politik/Ausland

Albaniens Premier kommt vorerst nicht nach Serbien

Der historische Besuch des albanischen Regierungschefs Edi Rama in Serbien ist wegen neuer Querelen zwischen beiden Ländern verschoben worden. Das teilte die serbische Regierung am Sonntagabend in Belgrad mit. In einem Telefongespräch zwischen Regierungschef Aleksandar Vucic und seinem albanischen Amtskollegen sei man übereingekommen, den für Mittwoch geplanten Besuch auf den 10. November zu verschieben.

Es gebe „weiter klare Meinungsverschiedenheiten“ über den Skandal bei dem Qualifikationsspiel zur Fußball-EM am vergangenen Dienstag in Belgrad zwischen beiden Ländern, wurde die Verschiebung begründet. Dabei war eine Drohne mit einer Landkarte von Großalbanien während des Spiels ins Stadion geschwebt. Daran hatten sich Prügeleien zwischen den Spielern einerseits und zwischen Zuschauern und albanischen Fußballern auf der anderen Seite entzündet. Das Match war abgebrochen worden. Auch in Wien-Ottakring war es im Gefolge zu heftigen Tumulten gekommen.

Vergiftetes Klima

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Rama (Bild) wollte als erster Regierungschef seit 68 Jahren Belgrad einen Besuch abstatten. Die Beziehung zwischen den beiden Ländern ist seit Jahrzehnten vergiftet. Der Konflikt spitzte sich seit Titos Tod 1980 und dem Aufstieg des serbischen Autokraten Slobodan Milosevic dramatisch zu. Denn Milosevic suchte erst mit politischer, dann mit polizeilicher und schließlich mit militärischer Gewalt, das zu Serbien gehörende und mehrheitlich von Albanern bewohnte Kosovo zu serbifizieren. Am Ende wurden schätzungsweise 800 000 Albaner vertrieben. Der größte Teil fand im benachbarten Albanien Zuflucht. Erst Nato-Bomben stoppten Milosevic und führten 2008 zur Unabhängigkeit des Kosovos.

Seitdem ist die Vereinigung aller Albaner auf der Balkanhalbinsel eine Horrorvorstellung für jeden Serben. Noch sind die Albaner in den einzelnen Staaten der Region deutlich weniger als die sieben Millionen Serben. Doch wenn sie sich zusammenschlössen, könnten sie mit knapp sechs Millionen den Serben als dem größten Volk des westlichen Balkans Paroli bieten. Doch das wollen die USA und die EU verhindern.

Denn ein solcher Zusammenschluss würde Mazedonien und Montenegro in ihrer Existenz bedrohen. Das Beispiel könnte auch Schule machen. So möchten über eine Million bosnischer Serben sich lieber heute als morgen der Mutterrepublik Serbien anschließen.