Nach der Wahl bleibt Thailand gespalten
In einigen Wahlbezirken Bangkoks und auch im Süden Thailands spielten sich am Sonntag dramatische Szenen ab, wenngleich das befürchtete Blutvergießen ausblieb.
Während Anhänger des Oppositionellen Suthep Thuagsuban alles daran setzten, einen geordneten Urnengang zu verhindern, kämpften Regierungsanhänger für ihre Stimmabgabe. Im Bangkoker Distrikt Din Daeng zogen beispielsweise 150 wütende Wähler vor ihr versperrtes Wahllokal und schafften es, die dicke Eisenkette zu entfernen. „Daran hängen wir Suthep auf“, schrie Suda Yaemsrisai mit der Eisenkette in der Hand. In der anderen hielt sie ihren Personalausweis und forderte ihr Wahlrecht ein. Vergeblich, denn Sutheps Anhänger hatten auch die Lieferung der Wahlkarten erfolgreich verhindert.
Stimmabgabe vereitelt
Auch in vielen anderen Bezirken in Bangkok und im wohlhabenderen Süden des Landes, wo Suthep die meisten seiner Anhänger rekrutiert, fehlten die Wahlkarten oder waren die Wahllokale blockiert. Mit Tränen in den Augen bettelte etwa eine Frau in Bangkok vor dem verschlossenen Wahlbüro um ihr Wahlrecht. Auch hier war jedes Betteln, Schimpfen und Schreiben umsonst. Selbst der Leiter der nationalen Wahlkommission konnte seine Stimme nicht abgeben. In 127 von 375 Wahlbezirken störten oder verhinderten Demonstranten die Wahl.
Damit ist klar: Auch mit dem erwarteten Sieg der Regierungschefin Yingluck Shinawatra (46) und ihrer Partei Pheu Thai (Für Thais) muss sie laut Verfassung Nachwahlen durchziehen. Das Parlament kann nicht zusammentreten, wenn nicht 95 Prozent der 500 Mandatare gewählt sind. Auch eine Wahlannullierung durch die Gerichte ist nicht auszuschließen.
Yinglucks Gegenspieler, der 62-jährige Suthep, einst Vizepremier, will ohnehin von Demokratie nichts mehr wissen. Er hat einen selbst ernannten Staatsrat – mit sich selbst an der Spitze – im Sinn. Seine Anhänger feierten die erfolgreiche Blockade, die Thailands Gesellschaft spaltet, mit einem Picknick in Bangkok.
Regierung blockiert
Suthep soll sich nicht zu früh freuen, schreibt die Zeitung Bangkok Post in einem Kommentar. Sein Problem sei, dass „es seine Popularität nicht steigert, sich mit den Wählern anzulegen“. Yingluck stecke „in einer noch engeren Box“. Denn sie sei ohne Parlament blockiert. Dennoch ist der Kommentator pessimistisch, dass die beiden auf der Suche nach einem Ausweg nun kooperieren werden.