Politik/Ausland

Muslimbrüder rufen zu neuen Protesten auf

Nach blutigen Krawallen rufen Anhänger der Muslimbruderschaft in Ägypten zu neuen Protesten gegen die Entmachtung der Islamisten durch das Militär auf. Das sogenannte "Bündnis gegen Staatsstreich" kündigte eine Millionen-Kundgebung für Sonntag auf dem Kairoer Tahrirplatz unter dem Motto "Kairo, die Hauptstadt der Revolution" ab. Bis dahin sollten die Demonstrationen landesweit fortgesetzt werden.

Tränengas im Einsatz

Bei heftigen Zusammenstößen wurden nach Angaben staatlicher Medien am Freitag vier Menschen getötet und 40 weitere verletzt. Tausende Islamisten hatten sich in mehreren Städten an den Protesten beteiligt. Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Islamisten erklärten, im Kairoer Stadtzentrum sei auf Demonstranten scharf geschossen worden.

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Das Militär hatte Anfang JuliPräsident Mohammed Mursi und seine Regierung nach Massenprotesten abgesetzt. Seither gibt es Unruhen. Hunderte Muslimbrüder wurden inhaftiert. Die Islamistenorganisation ist inzwischen verboten. Der Sonntag, 6. Oktober, ist ein staatlicher Feiertag, an dem die Ägypter an den Angriff ihrer Armee auf die israelischen Truppen 1973 erinnern.

Ashton für Einbindung der Muslimbruderschaft

Zuvor hatte sich die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton bei einem zweitägigen Besuch in Ägypten für eine rasche Demokratisierung eingesetzt - unter Einbindung der Muslimbruderschaft. Es gehe darum, alle mit einzubeziehen und einen Dialog zu führen, sagte sie in Kairo. Vertreter der Tamarud-Bewegung, die mit ihren Massenprotesten das Ende der Ära Mursi eingeläutet hatte, kritisierten sie daraufhin scharf und warfen ihr nach Angaben des Nachrichtenportals "Al-Ahram" vor, "den Terror" zu beschützen. Die Chefdiplomatin war bereits zum dritten Mal seit dem Machtwechsel nach Ägypten gereist.