Politik/Ausland

Mohammed Jawed Zarif: Der Architekt des iranischem Atomabkommens

Als Hassan Rouhani 2013 iranischer Präsident wurde, war sein wichtigstes Ziel, die Islamische Republik aus der Isolation zu führen. Dafür musste er zunächst das Hauptproblem lösen: den damals bereits seit mehr als zehn Jahren andauernden Atomstreit mit dem Westen. Das konnte nach seiner Meinung nur einer: Außenminister Mohammed Jawad Zarif. Zwei Jahre später stellte sich heraus, dass Rouhani die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Für den Iran handelte Zarif in Wien das Atomabkommen mit den UN-Vetomächten und Deutschland aus. Die Atomvereinbarung von 2015 sollte den Iran daran hindern, Atomwaffen zu entwickeln. Im Gegenzug sollten Sanktionen aufgehoben werden. Als Außenminister und Chefunterhändler machte Zarif von Anfang an bei der Gegenseite eine gute Figur. Er war nicht nur eloquent und gebildet, sondern wegen seiner Zeit bei den Vereinigten Nationen in New York auch diplomatisch beschlagen. Damit war er das genaue Gegenteil seiner beiden Vorgänger. Die hatten mit langatmigen Monologen die damaligen EU-Außenbeauftragten Javier Solana und Catherine Ashton zur Verzweiflung gebracht und jeden Fortschritt der Verhandlungen im Keim erstickt.

Im Westen studiert

Zarif ist weltläufig und spricht perfekt Englisch. Der 1960 in Teheran geborene Diplomat hat in San Francisco studiert und besitzt einen Doktortitel in Politologie der Universität Denver. Von 2002 bis 2007 war er iranischer Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York; schon damals hatte er mehrere inoffizielle Treffen mit US-Politikern. Als Diplomat und stellvertretender Außenminister diente er mehreren Präsidenten.

Mit Ashtons Nachfolgerin Federica Mogherini verstand sich Zarif bestens - und tut es auch nach Abschluss des Atomabkommens. Zwar hatte er mit der Italienerin angeblich während einer der Verhandlungsrunden einen heftigen verbalen Streit, doch beide haben sich schnell wieder versöhnt.

Auch die sonst politisch kritische Jugend im Iran schätzt den modernen diplomatischen Frontmann. Nicht nur, weil er umgänglich ist, sondern auch, weil er sich gern und geschickt sozialer Medien wie Twitter und Facebook bedient, die im Iran eigentlich verboten sind.Seitdem US-Präsident Donald Trump im vergangenen Jahr den Rückzug der USA aus dem Atomabkommen erklärte und Sanktionen wieder in Kraft setzte, war auch Zarif innenpolitisch in die Kritik geraten.