Mehrheit der Deutschen gibt Merkel nicht mehr lange
Heute soll sich entscheiden, ob CDU, CSU und SPD endlich in Koalitionsverhandlungen treten. Bis tief in die Nacht, so wird erwartet, werden Angela Merkel, Horst Seehofer und Martin Schulz verhandeln. Denn einige "dicke Brocken" seien - sagte die angeschlagene Langzeitkanzlerin heute Morgen - schon noch wegzuräumen.
Bis zuletzt waren zentrale Steuer- und Finanzfragen sowie wesentliche Entscheidungen in den Bereichen Migration, Arbeitsmarkt, Gesundheit, Pflege, Renten und Europa offen. Immerhin in der für Martin Schulz so wichtigen Europafrage sei man "auf einem guten Weg", meinte der SPD-Chef.
Ein kleiner Silberstreifen am Horizont - und ein wichtiger dazu. Denn für die drei Parteichefs, die sich da heute noch zusammenraufen müssen, geht es um nichts weniger als das politische Überleben. Sollte es zu Neuwahlen kommen - eine Minderheitsregierung hat die CDU ja bereits ausgeschlossen - dürfte es schwierig werden für Merkel und Schulz noch einmal als Spitzenkandidaten ihrer Parteien anzutreten (mehr dazu hier).
Kritik an Merkel wächst
Überhaupt glaub einer Mehrheit der Deutschen nicht mehr an eine allzu rosige politische Zukunft ihrer Langzeitkanzlerin. 56 Prozent gehen laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap für das Handelsblatt davon aus, dass die 63-jährige ihr Amt noch vor dem Ende der nächsten Kanzler-Amtszeit im Jahr 2021 aufgeben wird - sofern es überhaupt zu einer nächsten Regierung Merkel kommt.
23 Prozent der Bürger kritisierten laut Zeitungsbericht Merkels Entscheidungsschwäche und die Neigung, Probleme auszusitzen. Als größte Stärke der CDU-Spitzenpolitikern wertet jeder fünfte Deutsche demnach ihre Ruhe und Gelassenheit.
In der Debatte, wer an der CDU-Spitze auf Merkel folgen könnte, hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière laut Umfrage die Nase vorn. 37 Prozent der Befragten halten ihn am ehesten als Merkel-Nachfolger für geeignet. Dahinter rangieren Kanzleramtsminister Peter Altmaier (31 Prozent), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (28 Prozent), Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (24 Prozent) und Finanz-Staatssekretär Jens Spahn (16 Prozent).