Politik/Ausland

Mehr als 160 Tote in Äthiopien nach Ermordung beliebten Sängers

In Äthiopien sind seit dem Beginn der Unruhen in der vergangenen Woche mindestens 166 Menschen ums Leben gekommen. 145 Zivilisten und elf Mitglieder der Sicherheitskräfte wurden nach Angaben der Polizei in der Region Oromia getötet. Zehn weitere Todesopfer wurden aus der Hauptstadt Addis Abeba gemeldet.

Die landesweiten Proteste waren durch die Ermordung des beliebten Sängers Hachalu Hundessa ausgelöst worden. Ministerpräsident Abiy Ahmed prangerte "orchestrierte Versuche" zur Destabilisierung seines Landes an.

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Mehr als tausend Verhaftungen

Nach Angaben der Behörden sind die Todesfälle auf Einsätze der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten sowie Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen zurückzuführen. Die Unruhen in Oromia wurden inzwischen aber "vollständig gestoppt", wie die Polizei am Samstag mitteilte. Mehr als tausend Menschen seien verhaftet worden.

Bei einem Treffen mit Regierungsvertretern am Freitag kündigte Abiy an, die an den Unruhen Beteiligten sowie deren "Hintermänner" zur Rechenschaft zu ziehen. Der Ministerpräsident machte "interne und externe Kräfte" für die Ausschreitungen verantwortlich und bezog sich dabei auch auf die derzeitigen Spannungen mit dem Nachbarland Ägypten im Zusammenhang mit einem gigantischen Staudamm-Projekt am Nil.

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Benachteiligung der Oromo besungen

Der am vergangenen Montag ermordete Sänger Hachalu gehörte den Oromo an, der größten Volksgruppe in Äthiopien. In seiner Musik hatte er oft das Gefühl der Oromo ausgedrückt, wirtschaftlich und politisch benachteiligt zu werden.

Äthiopien mit seinen 100 Millionen Einwohnern ist ein Vielvölkerstaat, in dem es immer wieder Spannungen zwischen den Volksgruppen gibt. Die Behörden machten wiederholt die Rebellengruppe Oromo Liberation Army und die oppositionelle Tigray-Volksbefreiungsfront für die Unruhen verantwortlich.

Mehrere bekannte Oppositionsvertreter wurden in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit den Protesten festgenommen, darunter der frühere Medienmogul Jawar Mohammed. Die Festnahmen lösten weitere Demonstrationen aus. Als Reaktion auf die Unruhen kappte die Regierung in Addis Abeba landesweit die Internetverbindungen. Geschäfte und Behörden durften am Freitag erstmals seit Tagen wieder öffnen.