Politik/Ausland

Mauer soll Flucht durch Eurotunnel vereiteln

Der Eisenbahntunnel unter dem Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien ist für viele Flüchtlinge das Tor zu einer besseren Zukunft. Versteckt in den Laderäumen von Lkw oder zu Fuß versuchen täglich Menschen, vom französischen Calais aus in ihr Wunsch-Asylland Großbritannien zu gelangen.

Nun soll eine vier Meter hohe Mauer die Flüchtlinge vom sogenannten Eurotunnel fernhalten. Wie der Radiosender France Bleu berichtete, wurde diese Woche mit dem im Dezember beschlossenen Bau begonnen. Finanziert wird das 2,7 Millionen Euro teure Projekt von der britischen Regierung.

In einem improvisierten Flüchtlingslager bestehend aus Holzhütten, Zelten und Containern – dem "Dschungel von Calais" – leben seit Monaten Tausende Menschen. Die meisten stammen aus Afrika und Nahost, sprechen Englisch und haben Verwandte in Großbritannien.

Flüchtlingshelfer kritisieren den Mauerbau. Schon der bestehende sechs Meter hohe Zaun habe die Menschen nicht abgehalten, in den Tunnel zu gelangen. Eine Mauer mache die Fluchtversuche noch gefährlicher, als sie ohnehin schon sind. Immer wieder kommt es zu lebensgefährlichen Situationen und Todesfällen, etwa wenn Flüchtlinge auf fahrende Lkw aufspringen.

"Mit Boot versuchen"

Aber auch die Lkw-Fahrer sind in Gefahr, wie die Mauer-Befürworter einwenden. Laut dem Präsidenten des Hafens von Calais, Jean-Marc Puisseseau, werfen Flüchtende jede Nacht Baumstämme, Äste oder Einkaufswagen auf die Autobahn, um Lkw zum Anhalten zu zwingen.

Die Menschen im "Dschungel" wollen sich jedenfalls nicht stoppen lassen. So auch der 30-jährige Erfan aus dem Sudan: "Wir werden es mit dem Boot versuchen."