Politik/Ausland

Macron sagt Staatsbesuch in Deutschland wegen Krawallen ab

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat seinen Staatsbesuch in Deutschland wegen der anhaltenden Krawalle in Frankreich abgesagt. Das teilten der Elysée-Palast in Paris und das Präsidialamt in Berlin am Samstag mit.

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Macron wollte eigentlich am Sonntag für einen dreitägigen Staatsbesuch nach Deutschland reisen, das offizielle Besuchsprogramm sollte am Montag beginnen.

Macron habe um eine Verschiebung gebeten

Macron habe am Samstag mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier telefoniert und diesen über die Situation in seinem Land unterrichtet, sagte eine Sprecherin Steinmeiers. "Präsident Macron hat darum gebeten, den geplanten Staatsbesuch in Deutschland zu verschieben."

Steinmeier bedauere die Absage und habe vollstes Verständnis angesichts der Situation in Frankreich. Er verfolge die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit. Steinmeier hoffe, dass die Gewalt auf den Straßen baldmöglichst beendet und der soziale Friede wieder hergestellt werden kann.

Freundschaftsbesuch

Im Umkreis von Macron hieß es in Paris, dass ein Staatsbesuch ein Freundschaftsbesuch und "rein protokollarisch" sei. Es werde einen günstigeren Zeitpunkt geben. "Die Franzosen hätten es nicht gut verstanden, wenn er nach Deutschland gereist wäre.

Diese Tage in Paris sind wichtig", hieß es. Deshalb habe Macron seine Planungen angepasst. Die rechte und die linke Opposition in Frankreich werfen Macron eine zu Deutschland-freundliche Politik vor.

Heftige Ausschreitungen

In Frankreich kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu heftigen Ausschreitungen, nachdem am Dienstagabend ein 17-Jähriger nordafrikanischer Herkunft in Nanterre bei einer Verkehrskontrolle von einem Polizisten erschossen wurde.

Gedrängte Menschenmenge bei der Beerdigung

Das Totengebet findet heute am Samstagnachmittag in der großen Ibn-Badis-Moschee in Nanterre (Avenue Georges-Clemenceau) statt. Wie die französischen Zeitung LeMonde berichtet, herrscht bereits dichtes Gedränge: Nicht jeder schafft es, das moderne Gebäude zu betreten.

Kommunale Dienste haben orangefarbene mobile Barrieren installiert, um Menschenmengen und Verkehr zu kanalisieren. Hinter den weiß-roten Absperrungen, die ins Innere des Gebäudes führen, drängen sich Männer und Frauen und ein Moschee-Ordnungsdienst sorgt für einen reibungslosen Ablauf.

Die Tore sind mangels Platz im Inneren geschlossen und viele Schaulustige warten auf der anderen Seite der Allee. Der Raum ist so voll, dass etwa 200 Männer und Frauen auf der Straße und dem Bürgersteig vor der Moschee beten und ihre Kleider auf dem Boden ausbreiten, um sich niederzuwerfen.