Libyens Premier drängt die EU, ihm jetzt zu helfen
Vor den Toren der libyschen Hauptstadt Tripolis liefern sich die Streitkräfte der international anerkannten libyschen Regierung seit gut zehn Tagen Gefechte mit den Kämpfern von General Khalifa Haftar. Haftars Machtbastionen liegen im Osten und Süden Libyens, er will aber die Kontrolle über das ganze Land erlangen. Ministerpräsident Fayez al-Sarraj, dessen Regierung von der UNO unterstützt wird, drängte am Montag den Westen, so rasch wie möglich zum Schutz der Zivilisten einzugreifen. Die Verschlechterung der Lage könnte, warnte Sarraj im Interview mit der Zeitung Corriere della Sera, bis zu 800.000 Menschen – Libyer und Migranten, die in Libyen bisher festsitzen – zur Flucht über das Mittelmeer treiben. Sarraj spricht von einer drohenden „Invasion von Italien und Europa“. Auch IS-Kämpfer und Kriminelle könnten sich unter die Flüchtenden mischen. Eine Friedensinitiative war von der UNO für vergangenes Wochenende organisiert worden, der Überraschungsangriff von Haftar machte diese Pläne zunichte. Wie der Machtkampf ausgehen wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Sarraj ist von sehr unterschiedlichen Milizen abhängig, die vom Menschenschmuggel profitieren, teilweise radikalislamistisch sind. Auf deren Treue kann er nicht hundertprozentig bauen. Nach Ansicht von Brigadier Walter Feichtinger, Chef des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement, sind die nächsten Wochen entscheidend.