Politik/Ausland

Lehrer in den USA: Mit der Glock-Pistole im Klassenzimmer

Weinende Schüler, die ihre Freunde verloren haben. Ein Vater, der seine Tochter nie wiedersehen wird. Eltern von Opfern anderer Schulmassaker, die seit Jahren vergeblich auf schärfere Waffengesetze warten: Es waren unter die Haut gehende Szenen, die Mittwochabend via Fernsehen ins ganze Land schwappten.

Donald Trump wollte im Weißen Haus nach dem Amoklauf in Florida mit 17 Toten Lösungen und Ideen sammeln.

70 Minuten lang stellte der Präsident auf Empfang – unterstützt von einem Spickzettel, auf dem ihm Mitarbeiter empathische Worte aufgeschrieben hatten ("Ich höre euch zu").

Um am Ende doch auf einen alten Hut zurückzugreifen: "Wenn es einen Lehrer gegeben hätte, der sich mit Feuerwaffen ausgekannt hätte, hätte dies sehr wohl dazu führen können, den Angriff sehr schnell zu beenden."

Mächtige Waffenlobby

Trump bewegt sich damit laut Umfragen im Gleichschritt mit 42 Prozent der Bevölkerung sowie der " National Rifle Association" (NRA). Jener mächtigen Waffenlobby, die den Schülern, die seit Tagen landesweit kraftvoll protestieren, als Wurzel allen Übels gilt.

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An ein Verbot von Sturm-Gewehren, wie sie der Schütze von Florida benutzt hat, will Trump, den die NRA im Wahlkampf mit 30 Millionen Dollar unterstützt hat, nicht ran.

Ein Heraufsetzen der Altersgrenze beim Kauf von Gewehren des Typs AR-15 von 18 auf 21 Jahre, für das Trump durchaus Sympathie bekundet, wird von der NRA kategorisch abgelehnt.

Festung Schule

Die propagiert dagegen das Projekt Festung Schule. Neben Verhaltens-Drills für den Fall einer Attacke gehören Metalldetektoren, schusssichere Türen und Fenster und die Bewaffnung und Ausbildung von Lehrern zum Programm. Eigene Sicherheitsdienste wären vielerorts zu teuer.

Polizei und Lehrerverbände sind strikt gegen diese Pläne. Selbst trainierte Waffenbesitzer könnten in Extremfällen kaum zielsicher agieren, sagt etwa Scott Israel, der für Parkland zuständige Sheriff. Das Risiko, dass ein Lehrer unbeabsichtigt einen Schüler erschießt (und nicht den Attentäter), sei immens.

Die 1,7 Millionen Lehrer vertretende Funktionärin Randy Weingarten bezeichnet es als "schlechten Scherz", unterbezahlte und bereits mit dem Unterricht voll ausgelastete Ausbilder mit Polizeiaufgaben zu belasten.

NRA trainiert Lehrer

In mehr als einem Dutzend Bundesstaaten werden nach Entscheidung der örtlichen Aufsichtsbehörden seit langem Lehrer auf freiwilliger Basis mit Pistolen in den Unterricht geschickt. Schilder vor den Schulen sollen potenzielle Attentäter abschrecken.

Die NRA hat nach eigenen Angaben bereits Tausende Lehrer in über 150 Landkreisen geschult.

Prototypisch für die Entwicklung steht Argyle, ein abgelegener Landstrich in Texas. Dort gehen Lehrer schon seit mehr als zehn Jahren mit einer verdeckt am Körper getragenen "Glock"-Pistole ins Klassenzimmer.

Begründung des Direktors: Die nächste Polizeistation liegt 30 Kilometer entfernt. Im Krisenfall eine Ewigkeit.