Politik/Ausland

Leere Hotels, leere Kassen: Ägypten in der Krise

Blaues Wasser, Korallenriffe, Sonne von früh bis spät. Alles könnte so schön sein in Sharm el Sheikh, wäre da nicht diese Leere. Wo sich früher Zehntausende Touristen pro Woche tummelten, findet man heute maximal 50. Die Hotelkomplexe sind leer, ebenso die Straßen, Bazare, Läden, Restaurants.

Es war im Juli 2005, als drei Bomben in der Touristenhochburg an der Spitze der Halbinsel Sinai mehr als 80 Menschen in den Tod rissen. Ein schwerer Schock, aber Sharm el-Sheikh erholte sich: Die Reisenden kehrten zurück und mit ihnen die für Ägypten so wichtigen Einnahmen. Mehr als zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes hängen am Tourismus, Sharm el-Sheikh gehört neben Hurghada oder der Hauptstadt Kairo zu den wichtigsten Fremdenverkehrsorten.

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Doch heute, elf Jahre später, schaut es erneut düster aus: Unruhen seit dem Sturz von Langzeit-Diktator Mubarak 2011, Angriffe von Kämpfern des "Islamischen Staates" (IS) im Nord-Sinai und der Anschlag auf ein russisches Urlauber-Flugzeug auf dem Weg von Sharm el-Sheikh nach St. Petersburg mit 224 Toten im Oktober brachten den Tourismus praktisch zum Erliegen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Europäer als Folge der islamistischen Anschläge der letzten Zeit muslimische Länder grundsätzlich meiden.

"Jeden Monat haben wir Verluste in Höhe von 250 Millionen Dollar", sagt der Gouverneur des Süd-Sinai, Khaled Fouda, der derzeit in Österreich ist, gegenüber dem KURIER. Zwar besuchten immer noch wohlhabende Ägypter, Jordanier, Libanesen und andere arabische Gäste die Region. Die fehlenden Europäer und Russen können sie aber nicht ersetzen.

"Was sich bewegt, wird gesehen"

Dementsprechend bemüht sich Ägypten, Touristen ins Land zu holen. Delegationen aus dem Ausland werden eingeladen, um sich vor Ort ein Bild von den Sicherheitsvorkehrungen zu machen. "Alle Straßen in Sharm el-Sheikh sind beleuchtet, überall sind Kameras; alles, was sich bewegt, wird gesehen", so Khaled Fouda. Die Hotelanlagen sind streng bewacht, ebenso der Flughafen. Reisegepäck wird mehrmals kontrolliert, um auszuschließen, dass Bomben an Bord geschmuggelt werden.

Politiker werben für ihr Land, sprechen mit Reiseveranstaltern. Aus Angst um die Sicherheit haben viele Fluglinien Sharm el-Sheikh aus dem Programm genommen. Das, so Khaled Fouda, "belohnt die Terroristen".

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Laut dem Gouverneur müssen sich Reisende im Süd-Sinai keine Sorgen machen. Die Kämpfe mit Islamisten seien auf den Norden beschränkt, Hunderte Kilometer von Sharm el-Sheikh entfernt. Im Nord-Sinai hat der IS Rückhalt in Teilen der Bevölkerung. "Im Süden gibt es keinerlei Sympathien", sagt Khaled Fouda. Die dortigen Beduinen stünden klar an der Seite der Regierung von Staatschef Al-Sisi.

Nach ersten Erfolgen – so wollten etwa Polen, die Türkei und Russland Sharm el-Sheikh wieder anfliegen – ist Khaled Fouda optimistisch: "Ein stehendes Gewässer wird wieder in Bewegung gesetzt."