Politik/Ausland

Kobane: 120 Tote nach IS-Hinrichtungen

Beim jüngsten Überfall der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) auf das nordsyrische Kobane sind laut Aktivisten mehr als 120 Menschen getötet worden. Seit Beginn der IS-Offensive auf die Stadt an der türkischen Grenze vor mehr als 24 Stunden seien Zivilisten hingerichtet, durch Raketen und Heckenschützen getötet worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag.

Unter den Opfern seien auch viele Kinder. Insgesamt spricht die Organisation von mindestens 146 getöteten Zivilisten in Kobane und Umgebung in den vergangenen 24 Stunden. Laut dem Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdulrahman, handelt es sich dabei um das größte Massaker des IS seit der Tötung von mindestens 930 Angehörigen des sunnitischen Sheitaat-Stammes im vergangenen Jahr.

Gefechte dauern an

Die Gefechte in Kobane zwischen IS-Kämpfern und den kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) dauern unterdessen an. Kurden-Sprecher Idriss Nassan erklärte, die Einheiten würden die Stadt auf der Suche nach versteckten Dschihadisten durchkämmen. Sie umstellten dabei ein Krankenhaus, in dem sich einige der sunnitischen Extremisten verschanzt hätten.

Überraschende Offensive

Die Dschihadisten hatten am Donnerstag früh überraschend mit mehreren Selbstmordattentaten eine neue Offensive auf Kobane begonnen. Sie waren zuvor an mehreren anderen Fronten unter Druck geraten. Die Kurden hatten Kobane im Jänner nach viermonatigen Kämpfen mit Unterstützung von US-geführten Luftangriffen zurückerobert.

Die syrische Beobachtungsstelle berichtete auch, dass die Dschihadisten in der östlichen Provinz Deir al-Zor (Deir Ezzor) 42 gefangene Yezidinnen zu Preisen zwischen umgerechnet 440 und 1.800 Euro verkauft hätten. Was mit den Kindern der Frauen geschehen sei, sei unklar. Die Yeziden sind eine religiöse Minderheit, die von den Dschihadisten als Satanisten angesehen werden. Schätzungen zufolge sind mehr als 3.500 yezidische Frauen in der Gewalt der Dschihadisten.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Ärzten und Aktivisten in Syrien. Die Angaben der oppositionsnahen Organisation sind durch Medien oft kaum zu überprüfen.