Politik/Ausland

Jemen: Stellvertreterkrieg der Regionalmächte

Die Lage im Jemen wird immer explosiver – und verwirrender: Der jemenitische Sicherheitsdienst hat gestern zunächst Berichte über die Flucht von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi dementiert. Das US-Außenministerium bestätigte dagegen am Abnend: Das Staatsoberhaupt habe seine Residenz in der Stadt Aden verlassen. Hadi ist auf der Flucht vor anrückenden Houthi-Rebellen. Nicht bestätigten Angaben zufolge dürfte er sich weiter in Aden aufhalten. Er könnte sich in einen anderen Palast am anderen Ende der Stadt gerettet haben.

Die schiitischen Houthis beherrschen große Teile des Nordjemens sowie die Hauptstadt Sanaa. Dort hatten sie Hadi und Teile der Regierung über Wochen festgesetzt. Ende Februar floh Hadi nach Aden. Die Lage im Jemen eskalierte vollends, nachdem am Freitag bei Bombenanschlägen in der von den Houthi kontrollierten Hauptstadt Sanaa mehr als 130 Menschen getötet worden waren. Über das Wochenende nahmen die Houthi mit Taiz eine strategisch wichtige Stadt ein. Nun versucht die Miliz, auch Aden einzunehmen. Gestern nahm sie den jemenitischen Verteidigungsminister gefangen.

Die Ereignisse im Jemen sind eine Art Stellvertreterkrieg: Der Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten und damit der Houthi-Rebellen, während der Regionalrivale Saudi-Arabien laut US-Regierungskreisen schweres Militärgerät an die Grenze zum Jemen gebracht hat. Das deutet für Beobachter auf eine mögliche militärische Intervention zur Unterstützung des von den Sunniten unterstützten Hadi hin. Er hatte die Arabische Liga und den Golf-Kooperationsrat gebeten, dem Jemen auch mit militärischen Mitteln gegen die Houthis zu helfen. Die Liga will sich heute mit einer möglichen Militärintervention befassen.