Italien: „Mamma mia, was für Zeiten!“
„Einmal geht es nicht nur in Italien rund, sondern auch bei euch“, sagte mein Zeitungshändler dieser Tage in Rom mit gewisser Genugtuung. „ Mamma mia, was für Zeiten!“
In Italien wurde die nun vorerst beendete Regierungskrise in Österreich generell mit Interesse verfolgt. Dabei überwog die Gelassenheit beim südlichen Nachbarn, wo Regierungen schon im Rekordtempo stürzten.
Die römische Tageszeitung La Repubblica titelte nach dem Sturz von Kurz: „Austria Felix erscheint instabiler und polarisierter denn je“. Vom „Paradoxon Kurz“ ist dabei die Rede: Erst der Triumph bei den EU-Wahlen und dann das Misstrauensvotum mit den Stimmen seiner Ex-Verbündeten in der FPÖ. Kommentatoren sehen es als Schlag für Kurz, der damit in die Geschichte eingeht.
Mein an internationaler Politik interessierter, römischer Bekannter Massimo kommentiert die Lage so: „Sebastian Kurz wurde – wie der Heilige, dessen Namen er trägt – von den Pfeilen links und rechts durchbohrt.“ Die Sozialdemokraten hätten klare Gründe für ihr Handeln gehabt, da sie in der Opposition sind. Die FPÖ hingegen habe Rache nach dem Sturz über das „Ibiza-Gate“ geübt.
Wobei die Aufregung über das kompromittierende Video der „Saufnacht“ auf Ibiza, wie sie in Italien genannt wird, von den Italienern weniger registriert wurde als „der Sturz des jungen Kanzlers“. Das Video ging im hitzigen EU-Wahlkampf unter, der vom ultra-rechten Strache-Freund Matteo Salvini dominiert wurde. Auch über ihn kursieren immer wieder Gerüchte, dass er Geld aus Russland für seine Lega-Partei bekommen habe. Es fehlen aber Beweise.