Islamisten töten US-Diplomaten in Libyen
Ein provozierender Film über den Islam sorgt in Ägypten und Libyen für blutige Unruhen. Bei einem Angriff auf das US-Konsulat in der ostlibyschen Stadt Bengasi sind der US-Botschafter in Libyen und drei seiner Mitarbeiter getötet worden. Die Angreifer hatten eine Rakete auf das Gebäude abgefeuert, erklärte ein Regierungsvertreter. Bereits zuvor war die US-Botschaft in Kairo gestürmt worden.
Das libysche Parlament verurteilte den Angriff militanter Islamisten scharf. In einer gemeinsamen Erklärung der Parlamentarier vom Mittwoch hieß es: "Dies war ein feiges Verbrechen." Die Täter müssten unbedingt zur Rechenschaft gezogen werden. Die Abgeordneten erklärten, sie seien gegen eine Einschränkung des Rechtes auf freie Meinungsäußerung. Doch verantwortungslose Handlungen und Gewalt werde man auch in Zukunft nicht akzeptieren. Auf den provozierenden Film über den Islam, der den militanten Islamisten als Auslöser für die gewaltsamen Proteste diente, gingen die Parlamentarier nicht ein.
Das Weiße Haus hat am Mittwoch bestätigt, dass beim Angriff auf das US-Konsulat der US-Botschafter Chris Stevens getötet worden ist. US-Präsident Barack Obama verurteilte den "abscheulichem Angriff". Er ordnete an, dass die Sicherheit an den US-Vertretungen weltweit erhöht werden sollte. Die USA lehnten die Verunglimpfung religiösen Glaubens nach den Worten des Präsidenten ab. Und sie müssten sich derart "sinnloser Gewalt", die das Leben dieser öffentlicher Bediensteter genommen habe, widersetzen.
Attacken auf Mohammed
Hinter den Angriffen auf die US-Vertretungen steht ein obskurer Amateurfilm, der sich über den muslimischen Propheten Mohammed lustig macht. Produziert hat den Streifen ein US-Bürger mit israelischen Wurzeln. Sam Bacile, ein 52-jähriger Entwickler von Immobilienprojekten aus Kalifornien, bezeichnete den Islam im Wall Street Journal als "Krebs".
Bereits Anfang Juli wurde eine 14-minütige Vorschau des Films "Innocence of Muslims" ("Die Unschuld der Muslime") auf dem Videoportal Youtube online gestellt. In dem Zusammenschnitt wird Mohammed als Frauenheld, Kinderschänder und Mörder dargestellt sowie als "Bastard" beschimpft. In einer ebenfalls veröffentlichten Szene nennt Mohammed einen Esel "das erste muslimische Tier".
Der New York Times zufolge erhielt der Trailer wenig Aufmerksamkeit, bis in der vergangenen Woche eine auf Arabisch übersetzte Version auftauchte. Ein koptischer Christ aus Ägypten, der in den USA lebt und im Internet mit verbalen Breitseiten gegen Muslime aufgefallen sei, habe das Video auf seinem Blog veröffentlicht. Schließlich griffen Zeitungen und das Fernsehen in Ägypten das Thema auf. Zunächst hieß es dabei fälschlicherweise, der Film sei von Kopten aus den USA produziert worden.
Filmemacher untergetaucht
Nach den Angriffen auf die US-Botschaften in Ägypten und Libyen ist Bacile nun aus Sicherheitsgründen untergetaucht. Die Nachrichtenagentur AP erreichte ihn jedoch telefonisch für eine Stellungnahme. In dem Interview rechtfertigt sich der Immobilienentwickler für seinen Film. Er habe seinem Heimatland Israel damit einen guten Dienst erweisen wollen, in dem er auf die Schwachstellen des Islam hinweist, sagte Bacile. Seine umstrittene Aussage wiederholte er mehrmals: "Der Islam ist Krebs. Punkt."
Dass vier MItarbeiter der US-Botschaft getötet worden seien, bedauert Bacile. Er selbst weist aber jegliche Schuld von sich. Der tödliche Angriff sei auf die "laxen Sicherheitsmaßnahmen in der Botschaft" zurückzuführen.
Im Zusammenhang mit dem Video taucht ein weiterer Name auf, der mit islamfeindlichen Tendenzen in den USA in Verbindung gebracht wird: Pastor Terry Jones aus Florida. Jones hatte im Frühjahr 2011 mit der Verbrennung des Korans blutige Proteste in der islamischen Welt ausgelöst. Der evangelikale Pastor erklärte laut US-Medien, Ausschnitte des Films in seiner Kirche zeigen zu wollen. Der Film zeige "in satirischer Weise" das Leben Mohammeds und mache die "destruktive Ideologie des Islam" deutlich.
Furcht vor Flächenbrand
Terrorismusexperten warnen nach den Ausschreitungen nun vor einem Flächenbrand: Die höchste Gefahr drohe in Ländern mit militanten islamischen Rebellengruppen, teilte das auf die Beobachtung terroristischer Aktivitäten spezialisierte IntelCenter mit.
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Hintergrund
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