IS-Terror: Es geht ums "nackte Überleben"
Von Stefan Schocher
Yarmouk, das war ein Vorzeigelager mit Internetcafés und Schönheitssalons. Ein Flüchtlingslager der palästinensischen Elite. Mit dem Krieg in Syrien wurde es zum Schlachtfeld. Und spätestens seit vergangener Woche spiegelt sich auf den 2,1 Quadratkilometern dieses südlichen Vororts von Damaskus die gesamte Komplexität, Grausamkeit und Absurdität dieses Krieges wider.
18.000 Menschen sitzen in dem Lager, in dem einst rund 100.000 Menschen lebten, noch fest. Für sie geht es laut dem UN-Hilfswerks für die Palästina-Flüchtlinge UNRWA mit 400 Kalorien pro Tag ums „nackte Überleben“. Rund 2000 Bewohnern soll jetzt die Flucht gelungen sein. Angedacht werden seitens der UNO sichere Zivil-Korridore. Die UNO verlangt zumindest einmal Zugang.
Allianzen
Am 1. April hatten dann IS und Al Nusra das Camp überrannt – offenbar mithilfe von Gefolgsleuten von innen heraus. Seither toben schwere Kämpfe. Yarmouk ist von erheblicher strategischer Bedeutung – als Sprungbrett ins Zentrum von Damaskus und damit ins Herz der verbliebenen Macht Assads, dessen Armee zuletzt wieder in die Defensive geriet – Stichwort Idlib. Die Stadt Idlib im Nord-Westen Syriens war Ende März von einer Al-Nusra-geführten Allianz aus mehreren Rebellen-Gruppen und der FSA eingenommen worden. Diese Kooperation hatten manche als Versuch Al Nusras gewertet, sich in den Rängen der Rebellen, die auf der einen Seite die Armee und auf der anderen den IS bekämpfen, als Führungsmacht zu profilieren.
Zuletzt hatte es aber auch Gerüchte über einen, zum Teil blutigen, internen Machtkampf in den Reihen der Al-Nusra-Front gegeben: Über die Gefolgschaft mit El-Kaida. Dass die einstigen Erzfeinde IS und Al Nusra – der IS hat El Kaida immer die Gefolgschaft entsagt – jetzt in Yarmouk gemeinsame Sache machen, könnte als Indiz für den Bruch Al Nusras mit El Kaida gewertet werden.