"Nicht provozierter Angriff": Iran schießt US-Drohne ab
Der Iran hat nach eigenen Angaben eine US-Drohne über seinem Territorium abgeschossen. Die iranischen Revolutionsgarden hätten die "amerikanische Spionage-Drohne" vom Modell Global Hawk über der südiranischen Küstenprovinz Hormozgan abgeschossen, berichtete das iranische Staatsfernsehen am Donnerstag. Das unbemannte Fluggerät habe den iranischen Luftraum verletzt.
Das Verteidigungsministerium in Washington hat nun den Abschuss einer US-Drohne durch den Iran bestätigt. Die Überwachungsdrohne der Marine habe sich "in internationalem Luftraum" über der Straße von Hormuz befunden, erklärte das Pentagon am Donnerstag. In einer Erklärung hob das Verteidigungsministerium hervor: "Die iranischen Angaben, wonach das Fluggerät über dem Iran flog, sind falsch."
Die USA verurteilten den Abschuss ihrer Drohne durch den Iran als "nicht provozierten Angriff".
Bilder von der angeblich abgeschossenen Drohne wurden zunächst nicht gezeigt. Die Drohne Global Hawk wird vom US-Konzern Northrop Grumman hergestellt. Sie kann mehr als 30 Stunden lang in großer Höhe fliegen und bei jedem Wetter nahezu in Echtzeit hochauflösende Bilder von großen Gebieten machen. Die Provinz Hormozgan grenzt an den Golf von Oman.
Spannungen verschärfen sich drastisch
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran hatten sich in den vergangenen Wochen drastisch verschärft. So machte Washington Teheran kürzlich für den Angriff auf zwei Tanker im Golf von Oman verantwortlich. Der Iran hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Auch der Streit um das iranische Atomprogramm wird immer schärfer geführt. US-Präsident Donald Trump hatte im Mai 2018 den Ausstieg seines Landes aus dem Atomabkommen verkündet und neue Sanktionen gegen den Iran verhängt.
Trotz dieses Vertragsbruchs der USA hielt Teheran zunächst an dem Abkommen fest. Inzwischen hat der Iran angekündigt, die im internationalen Atomabkommen festgelegte Menge von angereichertem Uran überschreiten zu wollen. Außerdem drohte Teheran, die Straße von Hormuz zu blockieren. Über diese Straße am Persischen Golf werden fast zwei Drittel des globalen Ölexports verschifft.
Noch am Mittwoch hatte der iranische Sicherheitsrat (SNSC) erklärt, seiner Einschätzung nach werde es jedoch keinen Krieg zwischen dem Iran und den USA geben. "Es besteht überhaupt kein Grund für einen Krieg, denn amerikanische Unterstellungen gegen andere Länder sind eine weltweit bekannte Taktik der USA, um politischen Druck auszuüben", sagte SNSC-Sekretär Ali Shamkhani der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Was die Amerikaner derzeit betrieben, sei ein "Wirtschaftskrieg" gegen das iranische Volk, sagte Shamkhani weiter. Die USA hofften, damit den Iran zu einer Kapitulation zu zwingen. Dies werde aber nicht passieren, fügte Shamkhani hinzu.
Iran kündigt Treffen zum Atomabkommen in Wien an
Am Mittwoch hatte der Iran für Ende nächster Woche ein Treffen der Partner des internationalen Atomabkommens in Wien angekündigt. Die Vizeaußenminister des Irans und der sogenannten 4+1 Gruppe - China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland - würden sich am 28. Juni in der österreichischen Hauptstadt treffen, sagte Außenamtssprecher Abbas Mousavi. Nach Einschätzung von Beobachtern in Teheran könnte das Treffen die letzte diplomatische Chance für die Rettung des Atomdeals vor Ablauf des iranischen Ultimatums Anfang Juli sein.
Der iranische Präsident Hassan Rouhani hatte bekräftigt, dass die fünf verbliebenen Vertragspartner nur bis zum 7. Juli Zeit hätten, das Wiener Atomabkommen von 2015 vertragsgerecht umzusetzen. Sonst werde der Iran die zweite Phase seines Teilausstiegs aus dem Deal beginnen. Rouhani geht es insbesondere um die wirtschaftlichen Vorteile des Abkommens für den Iran, die nach dem Ausstieg der USA und den amerikanischen Sanktionen nicht mehr realisiert werden konnten.