Indisches Bombardment in Pakistan: Konflikt droht zu eskalieren
Das pakistanische Militär hat der indischen Luftwaffe eine Verletzung seines Luftraumes vorgeworfen. Um rund 4 Uhr morgens (Ortszeit) seien Flieger über die De-Facto-Grenze geflogen, teilte der pakistanische Armeesprecher Asif Ghafoor über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Pakistanische Kampfflieger hätten "rechtzeitig und effektiv" darauf reagiert. Das hätte dazu geführt, dass die indischen Flieger hastig ihre "Nutzlast" abgeworfen hätten. Es habe keine Verluste oder Schäden gegeben.
Nach einem Luftangriff Indiens in Pakistan hat der pakistanische Ministerpräsident Imran Khan seine Streitkräfte und Landsleute dazu aufgerufen, auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein. Laut einer Mitteilung des Büros des Premiers kam das Nationale Sicherheitskomitee am Dienstag in einer Dringlichkeitssitzung zu dem Schluss, dass Indien eine ungerechtfertigte Aggression begangen habe. Darauf wolle Pakistan zu einem Zeitpunkt und Ort seiner Wahl reagieren, heißt es in der Erklärung.
Terrorcamp getroffen?
Indien hat nach eigenen Angaben hingegen ein Terroristencamp in Pakistan angegriffen. Dabei sei in der Nacht "eine sehr große Anzahl" Angehöriger der islamistischen Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed (JEM) getötet worden, darunter auch einige Anführer, teilte das Außenministerium am Dienstag in der Hauptstadt Neu Delhi mit. Indiens Landwirtschaftsminister Gajendra Singh Shekhawat schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, ein "Terrorcamp" jenseits der Demarkationslinie in der Kaschmir-Region sei "vollständig zerstört" worden.
Das ist eine neue Stufe der Eskalation. Seit vielen Jahren gab es keine Luftschläge zwischen den Ländern. Der Sprecher des pakistanischen Außenministeriums erklärte am Montag, dass eine Dringlichkeitssitzung unter Leitung des Außenministers Shah Mehsood Qureshi einberufen worden sei.
Pakistan wies die Angaben Indiens zurück, es habe ein Terroristenlager angegriffen und den Islamisten schwere Verluste zugefügt. Die indische Regierung habe sich "wieder einmal einer eigennützigen, verwegenen und fiktiven Behauptung" bedient. Um die Nation hinter sich zu versammeln, werde die Regierung eine gemeinsame Sitzung beider Parlamentskammern einberufen. Khan habe zudem eine Sondersitzung der Nuklearen Kontrollbehörde für Mittwoch angesetzt.
Konflikt schraubt sich hoch
Die Spannungen zwischen den beiden Atommächten hatten in den vergangenen zwei Wochen zugenommen, nachdem ein junger Mann aus dem indischen Teil Kaschmirs eine Autobombe gezündet und 40 Angehörige der paramilitärischen Polizeitruppe CRPF getötet hatte. Die aus Pakistan stammende Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed reklamierte den Anschlag für sich. Es war der schwerste Angriff auf indische Sicherheitskräfte in Kaschmir seit Beginn des Aufstandes von Separatisten und Islamisten vor 30 Jahren.
Indien machte Pakistan für den Anschlag verantwortlich und kündigte eine "gebührende Antwort" an. Die Regierung in Islamabad wies den Vorwurf zurück. Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen beide Länder Kaschmir für sich, sie kontrollieren jeweils einen Teil. Die heutigen Atommächte führten bereits zwei Kriege um das Tal.