Myanmar: Historischer Sieg für Aung San Suu Kyi
Von Andreas Schwarz
Dass die legendäre Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi und ihre Partei auf Siegeskurs segeln würden, war schon erwartet worden – mit allen Einschränkungen, die bei Wahlen im ehemaligen Burma gelten, was am Ende das offizielle Ergebnis betrifft. Aber dass die NDL (Nationalliga für Demokratie) 25 Jahre nach den letzten freien Wahlen so triumphieren würde, das war selbst für die Friedensnobelpreisträgerin ein wenig überraschend.
Sie riet daher am Montag, als das Endergebnis noch nicht feststand, auch zu Zurückhaltung. "Es ist zu früh, unseren Kandidaten zu gratulieren, aber ihr habt sicher alle eine Vorstellung, wie die Ergebnisse aussehen", sagte eine strahlende Suu Kyi vor Anhängern in ihrer Parteizentrale. Niemand solle aber prahlen, das verletze die Gefühle der Verlierer.
Zu sehr ist der Kämpferin für Demokratie und Freiheit. die unter der regierenden Junta 15 Jahre in Hausarrest saß, der letzte Wahlausgang in Erinnerung: 1990 gewann die NLD mehr als 80 Prozent der Sitze, das Militär gab die Macht aber nicht ab.
Auch diesmal kann die NDL mit 80 Prozent der Sitze rechnen, sagte Parteisprecher Win Htein in Rangun. Das Parlament hat in zwei Kammern 664 Sitze. Ein Viertel ist dem Militär vorbehalten. Eine Partei muss für eine einfache Mehrheit 67 Prozent der restlichen Sitze gewinnen.
Die militärnahe Regierungspartei USDP räumte starke Verluste ein. "Wir haben sämtliche Sitze in der Region des Irrawaddy-Delta verloren", sagte USDP-Vorsitzender Htay Oo. Das Delta galt als eine Machtbasis der Regierungspartei. Auch der Parteichef verlor seinen Sitz. "Landesweit gab es mehr Niederlagen als Siege", räumte Htay Oo ein. Präsident Thein Sein und Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing haben vor der Wahl versichert, sie würden jedes Ergebnis anerkennen.
Söhne sind Briten
Suu Kyi will Regierungschefin werden, wie sie vor der Wahl deutlich machte. Wie genau das gehen soll, ist unklar. Die Junta, die Myanmar bis 2011 fast ein halbes Jahrhundert lang diktatorisch regierte, verabschiedete noch eine Verfassung, die Suu Kyi das Präsidentenamt verwehrt. In Myanmar führt ähnlich wie in den USA der Präsident die Regierungsgeschäfte. Amtsinhaber darf aber niemand sein, der ausländische Familienmitglieder hat. Suu Kyis Söhne sind wie ihr verstorbener Mann Briten.