Politik/Ausland

Außenministerium holte Österreicher aus 29 Ländern heim

Mittlerweile ist allen klar: Jetzt ist nicht die richtige Zeit zum Reisen - und es wird aufgrund des Coronavirus noch länger so bleiben. Aber als China zum Jahreswechsel die ersten Todesopfer durch ein neues Virus meldete, fühlte sich das bei uns in Österreich noch unendlich weit weg an. In Zeiten der Globalisierung war das leider ein falsches Gefühl der Sicherheit.

Rasch gab es die ersten Corona-Toten in Europa, aus allen Kontinenten folgten Meldungen über Infizierte und Tote, die Grenzen wurden dicht gemacht, der Flugverkehr drastisch eingeschränkt, Reisende saßen fern der Heimat fest, darunter auch Tausende Österreicher. Ihre SOS-Rufe mehrten sich, und die Diplomaten setzten sich ins Zeug, so rasch wie möglich alle nach Hause zu bringen. An der Hotline in Wien saßen zu Spitzenzeiten 120 Mitarbeiter des Außenamts und 120 Bundesheer-Soldaten, um alle Fragen zu klären.

„Wobei es nicht alle wirklich so eilig hatten“, erzählt einer der Organisatoren. „Sie wollten erst noch ihre Wandertour abschließen oder den Strand genießen.“ Doch mit steigenden Totenzahlen wurde auch klar, dass es wohl besser wäre, dabei das österreichische Gesundheitssystem im Rücken zu wissen. Apropos: An der Beschaffung medizinischer Schutzausrüstung aus Asien war und ist das Außenamt auch beteiligt.

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Von Argentinien bis Vietnam

Der erste „Corona-Notflieger“ kam am 12. März aus Italien in Wien an. Es war der Start der größten Rückholaktion in der Geschichte Österreichs. Der vorerst letzte und weiteste Extraflug aus Neuseeland landete am Karfreitag. Insgesamt organisierte der diplomatische Dienst in Kooperation mit Austrian Airlines, Lauda Motion und Level 39 Notflüge aus 29 Ländern – von A wie Argentinien bis V wie Vietnam. 7.500 Passagiere kamen mit Tickets zu üblichen Flugpreisen nach Österreich, 20 Prozent davon konnten weiter in ihre EU-Heimatländer reisen. Mehr als 840 Österreicher kamen auf Notflügen anderer EU-Staaten unter.

Reiseregistrierung

Das Um und Auf für diplomatische Hilfe im Notfall ist und bleibt eine Reiseregistrierung auf der Homepage des Außenministeriums (www.bmeia.gv.at). Über die dort gespeicherten Kontaktdaten können die Diplomaten, deren Vertretungsnetz rund um den Globus gespannt ist, Reisende in Krisenzeiten erreichen, informieren und Hilfe anbieten.

Das gilt für den Fall einer Naturkatastrophe genauso wie bei einem Terroranschlag, politischen Unruhen oder Kämpfen in einem Land – und im Fall von Epidemien oder Pandemien wie jetzt.

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39 Notflüge in knapp einem Monat auf die Beine zu stellen, da ist im weltweiten Ausnahmezustand viel zu organisieren: Start-, Lande- und Überfluggenehmigungen für alle betroffenen Staaten; Passagierscheine und Tickets, die auf dem Weg zum Flughafen vorgewiesen werden müssen. Und natürlich ist immer Kontakt zu den Reisewilligen zu halten, ihre Sorgen, Nöte und Ängste ernst zu nehmen, im Notfall auch Geld unbürokratisch und schnell zur Verfügung zu stellen oder ärztliche Hilfe zu organisieren.

Viele Hürden zu nehmen

Ein Beispiel: Der Notflug OS1028 von Sydney nach Wien; knapp 300 Passagiere, darunter Familien mit Kleinkindern, ältere Personen und 30 minderjährige Austauschschüler. Acht Mitarbeiter der Botschaft Canberra und fünf des Generalkonsulats Sydney mussten viele Hürden dafür nehmen.

  • Fluggenehmigungen waren unter schwierigsten Embargobedingungen einzuholen;
  • Passierscheine und Flugbestätigungen organisieren, damit alle Österreicher, die über den Kontinent verteilt waren, trotz Ausgangssperren und Quarantäneregeln nach Sydney kommen konnten;
  • alle lokalen und regionalen Polizei- und Grenzbehörden in Australien über die Rückholaktion Österreichs informieren;
  • Flüge nach Sydney in Kooperation mit dem Reisebüro des Auslandsösterreichers Claus Dirnberger organisieren und Sitzplätze blockieren;
  • Hotelzimmer für die Unterbringung am Flughafen Sydney bis zum Abflug sichern. Hier half auch ein Auslandsösterreicher, der Hoteldirektor der Accorgruppe, Lukas Wilfling;
  • Absprache mit Eltern, Gasteltern über den Ablauf der Rückführung der 30 minderjährigen Austauschschüler in Australien.

Dankbarkeit

„Es hat alles wie am Schnürchen funktioniert“, schwärmt der Kremser Winzer Bertold Salomon. „Ich habe mich auch schriftlich beim Außenministerium bedankt, als selbstverständlich sehe ich die Nothilfe nicht.“ Salomon hatte seinen wegen des Coronavirus ohnehin schon auf Mitte April vorverlegten Flug nicht mehr abwarten wollen. „Meine Frau hat mich gedrängt, nichts zu riskieren und mich umgehend auf der Homepage des Außenamts zu registrieren und früher heimzukommen“, berichtet der 65-Jährige, der nahe von Adelaide Olivenhaine und Weinstöcke hat.

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Zu Hause in Krems habe er dann erfahren, dass die Hälfte des Gepäcksteams am Flughafen Adelaide wegen des Virus ausgetauscht werden musste. „Gott sei Dank hatte ich von Anfang bis zum Schluss meiner Reise meine ledernen Erntehandschuhe an.“ Der Winzer dankt allen, die diese Rückholaktion auf die Beine gestellt haben; schwärmt vom „großartigen“ Botschafter Wolfgang L. Strohmayer und dem ganzen österreichischen Team.

Einzelaktionen laufen

Jetzt läuft Phase 2, die Einzelfallbetreuung von Alleinreisenden oder Kleingruppen. Von den 1.300 Österreichern, die zu Ostern noch in 84 Ländern auf Hilfe warteten, sind mittlerweile 1.100 wieder in Österreich. Sie konnten mit Rückholflügen von EU-Staaten und anderen Partnern zurückgebracht worden. Nur noch knapp 200 Rückkehrwillige warteten am 30. April noch auf eine Chance, nach Österreich zu gelangen. Auch an ihrer Heimkehr wird gearbeitet: „Wir lassen niemanden im Stich“, versichert Außenminister Alexander Schallenberg.

Es gibt auch Österreicher, die wollen explizit in der Ferne bleiben, etwa Auslandsstudenten oder Pensionisten, die auf den Kanaren "überwintern". Es ist auch niemand verpflichtet, nach Österreich zu kommen.

Aktuelle Reiseinformationen: www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/reiseinformation/laender/

39 Notflüge organisierte das österreichische Außenministerium aus folgenden 29 Ländern:

Ägypten; Argentinien; Australien; Chile; China; Dom.Rep.; Indien; Indonesien; Italien; Kuba; Malaysia; Malediven; Marokko; Mauritius; Mexiko; Neuseeland; Nigeria; Peru; Philippinen; Russland; Spanien; Sri Lanka; Südafrika; Thailand; Tunesien; Türkei; UK; USA; Vietnam. 

Seit Ostern werden in mühsamen Einzelaktionen und mithilfe von anderen EU-Staaten oder auch Drittstaaten noch gestrandete österreichische Urlauber heimgeholt.

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