Hamas-Chef beschuldigt Netanyahu der "Sabotage"
Der Chef des Politbüros der radikalislamischen Hamas, Ismail Haniyya, hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu beschuldigt, die Vermittlerbemühungen bei den laufenden Gesprächen über eine Feuerpause im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln zu sabotieren.
Netanyahu wolle "ständige Rechtfertigungen für die Fortsetzung der Aggression erfinden", sagte Haniyya am Sonntag von seinem Wohnsitz in Doha aus.
Keine Einigung
Israels Regierungschef wolle damit "den Konfliktkreislauf erweitern und die Bemühungen verschiedener Vermittler und Parteien sabotieren". Haniyya fügte hinzu, die Hamas sei "weiterhin bestrebt, ein umfassendes und zusammenhängendes Abkommen zu erreichen, das die Aggression beendet, den Rückzug sicherstellt und einen ernsthaften Gefangenenaustausch erzielt".
Israel hatte zuvor seinerseits die Hamas beschuldigt, die seit Monaten laufenden Verhandlungen zu blockieren. Ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter bezeichnete die Forderung der Hamas nach einem dauerhaften Waffenstillstand am Samstag als Hindernis in den Verhandlungen über eine Feuerpause und weitere Geisel-Freilassungen.
Gespräche wieder aufgenommen
Netanyahu erklärte am Sonntag, Israel könne die Hamas-Forderung nach einem Kriegsende "nicht akzeptieren". Am Freitag hatte US-Außenminister Antony Blinken die Hamas als einziges Hindernis für eine Feuerpause bezeichnet.
Eine Delegation der Palästinenserorganisation war am Samstag zu einer neuen Verhandlungsrunde in Kairo eingetroffen. Israel will nach eigenen Angaben erst ein Verhandlungsteam in die ägyptische Hauptstadt schicken, wenn es Bewegung in den indirekten Gesprächen gibt.
Die Vermittler USA, Ägypten und Katar warten seit Tagen auf eine Antwort der Hamas auf den zuletzt unterbreiteten Vorschlag, die Kämpfe im Gazastreifen vorerst einzustellen und israelische Geiseln gegen palästinensische Häftlinge auszutauschen. Ein Hamas-Vertreter sagte, die Gesprächsrunde am Samstag habe "keine Fortschritte" gebracht. Am Sonntag nahm die Hamas die Gespräche mit den Vermittlern Katar und Ägyptern demnach wieder auf.
Haniyya gilt als ranghöchster Funktionär der islamistischen Hamas. Deren Politbüro leitet er vom Golfemirat Katar aus, wo er seinen Wohnsitz hat. Er gilt neben Yahya Sinwar, dem politischen Hamas-Anführer im Gazastreifen, und dem militärischen Hamas-Anführer Mohammed Deif als einer der Drahtzieher des beispiellosen Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober, der den Krieg im Gazastreifen auslöste.