Politik/Ausland

Geiselnahme: Premier räumt Fehler ein

In Australien wächst die Empörung über den laxen Umgang der Behörden mit dem als Extremist bekannten Geiselnehmer von Sydney. "Das System ist mit diesem Mann nicht richtig umgegangen", räumte Regierungschef Tony Abbott am Mittwoch ein.

Der Iraner hatte ein Café in Sydney überfallen und 17 Geiseln in seiner Gewalt. Die Polizei stürmte das Café nach 16 Stunden. Zwei Geiseln und der Täter kamen um. "Die Tragödie dieser Gräueltat ist, dass zwei Menschen tot sind, dass Leute verletzt sind, dass andere traumatisiert sind, weil dieser Verrückte frei auf unseren Straßen rumlaufen konnte." Warum der Mann auf freiem Fuß war, werde jetzt untersucht, um Konsequenzen daraus zu ziehen.

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Die Polizei hatte am Montag zuvor stundenlang mit dem Geiselnehmer verhandelt. Er verlangte unter anderem eine Flagge der IS-Terrormiliz und ein Gespräch mit Abbott. Die Stürmung des Cafes sei nötig geworden, um Leben zu retten, sagte Polizeichef Andrew Scipione. Ob die Opfer durch Kugeln des Täters oder der Polizei umkamen, müsse die forensische Untersuchung zeigen.

Iran soll gewarnt haben

Abbott kritisierte zudem den Umgang der Behörden mit dem wegen Extremismus und sexueller Belästigung bereits amtsbekannten Täter scharf: "Wie kann jemand mit so einer Geschichte ... auf freiem Fuß sein?" fragte er. Der Premier gedachte wie viele Australier an einer spontan entstandenen Gedenkstätte der beiden getöteten Geiseln und legte Blumen nieder.

Der selbst ernannte Scheich und Wunderheiler Monis terrorisierte die Geiseln mit Todesdrohungen und stellte seine Gewaltaktion als Angriff der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) dar. Er war zuvor schon unter anderem wegen Beihilfe zum Mord an seiner Ex-Frau und sexuellen Übergriffen in mehr als 40 Fällen angeklagt. Extremistische Tendenzen des Täters waren lange bekannt. Abbott bezeichnete den Täter als psychisch labil und stellte die Frage, warum Monis nicht auf der Terror-Beobachtungsliste des Landes gestanden habe. "Wir müssen uns fragen: Hätte dies verhindert werden können?"

Hinzu kommt, dass die Teheraner Polizei nach eigenen Angaben Australien mehrmals vor dem ausgewanderten Geiselnehmer gewarnt hat. Als eine Reaktion auf die Geiselnahme sollen die Bestimmungen verschärft werden, unter denen Angeklagte gegen Kaution auf freiem Fuß bleiben. In der australischen Metropole sind zudem die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden. Mehrere hundert zusätzliche Polizisten hielten sich am Mittwoch auf den Straßen der Stadt auf, besonders an öffentlichen Plätzen und im Nahverkehr.

Getötete wie Helden gefeiert

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Neben dem Attentäter waren unter den Opfern auch der 34-jährigen Manager des Cafes, Tori Johnson, und die 38-jährige Rechtsanwältin und dreifache Mutter Katrina Dawson, die am Dienstag wie Helden gefeiert wurden. Sie seien bereit gewesen, "ihr Leben zu geben, damit andere leben können", sagte Erzbischof Anthony Fisher bei eine Gedenkgottesdienst in der St.Mary-Kathedrale.

Johnson soll laut Medienberichten versucht haben, dem Geiselnehmer die Schusswaffe zu entwenden. "Sie ging dabei tragischer Weise los und tötete ihn. Aber sie löste auch die Polizeireaktion aus, und brachte Freiheit für die meisten Geiseln", sagte Bischof Fisher. Johnsons Eltern zeigten sich stolz auf ihren "wunderbaren Burschen" und riefen alle auf, für den Weltfrieden zu beten. Dawson stellte sich bei dem Schusswechsel Medienberichten zufolge vor eine schwangere Freundin. Die Polizei bestätigte die Berichte zunächst nicht. Ermittler seien dabei, den Ablauf zu rekonstruieren, sagte die Vizepolizeichefin von New South Wales, Catherine Burn.

Bilder vom Tatort:

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