Politik/Ausland

Olympia 1972: Opfer wurden sadistisch misshandelt

Das Massaker von München: Acht palästinensische Terroristen der Gruppe "Schwarzer September" stürmen während der Olympischen Sommerspiele in München 1972 das Quartier der israelischen Mannschaft und nehmen elf Sportler als Geiseln. Was sich dann daraus entwickelte, war die größte Katastrophe bei einer Sportveranstaltung weltweit. Zwei angeschossene Israelis starben schon in den ersten Stunden.

Die Palästinenser verlangten die Freilassung Hunderter Gefangener in Israel und einiger RAF-Terroristen rund um Andreas Baader. Bei einem miserabel geplanten und gescheiterten Befreiungsversuch der deutschen Polizei auf dem nahen Flugplatz in Fürstenfeldbruck starben anschließend alle übrigen israelischen Geiseln, ein Deutscher und fünf Terroristen - ein Desaster für die Angehörigen, für den Nahen Osten und auch für die deutschen Behörden.

Doch genaues über den Hergang der Katastrophe erfuhren nicht einmal die Familien der Opfer. Jahrzehntelang wollten sie erfahren, was ihre Angehörigen erleiden mussten, stießen aber auf eine Mauer des Schweigens. Jetzt erzählten zwei der israelischen Witwen in derNew York Times, was sie nach langem Kampf mit den Behörden erfahren haben.

Die letzten Stunden der Sportler waren ein grausames, sadistisches Blutbad. Die Palästinenser hatten einen der Athleten, der gleich zu Beginn angeschossen worden war, stundenlang qualvoll ausbluten lassen. Zudem hatten sie ihm die Genitalien abgeschnitten und ihn missbraucht. Die anderen Gefangenen mussten offenbar alles mitansehen, sie waren gefesselt im selben Zimmer. Auch die anderen Israelis sind offenbar vor ihrem Tod misshandelt worden - sie wiesen etwa Knochenbrüche auf.

Dass diese Details nun ans Licht kommen, ist Werk der beiden Witwen lana Romano und Ankie Spitzer. Erst 1992 war ein Informant an die Frauen herangetreten und hatte ihnen heimlich Akten übergeben, die sie zuvor so lange auf offiziellem Wege erbeten hatten. Mit dem Material konnten die Behörden unter Druck gesetzt werden– bis diese den Rest der Dokumente übergaben, einschließlich Fotos der Opfer. Die Witwen kamen überein, nie öffentlich über das schreckliche Material zu sprechen - bis heute. Für eine Doku brachen sie ihr Schweigen, gegen der New York Times gaben sie ein weiteres Mal Auskunft.

"Sie kamen, um zu töten"

Ilana Romano war verheiratet mit dem Gewichtheber Yossef Romano. Er hatte bei der Geiselnahme offenbar versucht, einem der Henker sein Maschinengewehr zu entreißen. Dabei wurde er angeschossen und verblutete. Doch es kam noch schlimmer: "Was sie getan haben ist, sie haben ihm durch die Unterwäsche hindurch die Genitalien abgeschnitten und haben ihn missbraucht", so Romano. Ob ihr Mann da noch lebte, weiß niemand. Die anderen Zeugen sind alle tot.

Ankie Spitzer, Witwe des Fechttrainers Andre Spitzer, war es wichtig, eines klarzustellen: "Die Terroristen haben immer behauptet, sie seien nicht gekommen, um irgendjemanden zu töten - sie wollten ihre Freunde aus Gefängnissen in Israel herausholen", so Spitzer. "Sie sagten, die restlichen Geiseln seien nur getötet worden wegen des misslungenen Befreiungsversuches auf dem Flughafen, aber das ist nicht wahr. Sie kamen, um Leuten Schmerzen zuzufügen. Sie kamen, um zu töten."