Geberkonferenz: 2,4 Mrd. Dollar für humanitäre Hilfe
Von Stefan Schocher
6,5 Milliarden Dollar waren das Ziel. Und klar war, wie es UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos schon eingangs formulierte: „Alle Hilfsbedürftigen werden wir nicht erreichen.“ Am Mittwoch trafen sich die Außenminister von 69 Staaten unter UNO-Patronanz in Kuwait, um Geld aufzustellen für den Einsatz der Vereinten Nationen in der Syrien-Krise. Darunter auch US-Außenminister John Kerry.
Die UNO geht davon aus, dass 50 Prozent der syrischen Bevölkerung vom Krieg direkt massiv betroffen sind; knapp neun Millionen Menschen seien auf der Flucht, der überwiegende Teil davon innerhalb des Landes. Ein Ende des seit fast drei Jahren andauernden Krieges ist nicht in Sicht. „Verzweifelt nicht, habt Hoffnung“, so UN-Chef Ban Ki-moon in seinem Statement.
Ganze Region gefährdet
Die Krise strahlt auf die Region aus, wie die Eskalation der Gewalt im Libanon und im Irak zeigt. Es war vor allem dieser Umstand, auf den Kerry verwies. Und auf die Notwendigkeit einer politischen Lösung bei der Friedenskonferenz in Genf nächste Woche. Zugleich beschuldigte er die Assad-Regierung, Rebellengebiete gezielt auszuhungern. Syriens Regierung rief er auf, sichere Korridore für Hilfe zu schaffen. Wenn es möglich sei, solche für UN-Waffeninspekteure zu schaffen, sollte das auch für humanitäre Hilfe möglich sein.
Für die USA steht der Einfluss in der Region auf dem Spiel. Die Golfstaaten befürchten ein Überschwappen der Gewalt. Viele und äußerst potente Geldgeber, die sich in humanitären Belangen engagieren, sitzen in diesen Staaten – jedoch auch, wie vermutet wird, die Financiers radikaler, El-Kaida-naher Organisationen, die die Rebellion in Syrien zunehmend in die Hand nehmen. Vor allem sie rekrutieren auch ausländische Kämpfer – viele aus Europa.
Wie der syrische Vize-Außenminister Faisal Mekdad gegenüber der BBC andeutete, sind westliche Geheimdienste derzeit in intensivem Kontakt mit der syrischen Regierung wegen dieser Kämpfer. Der Westen habe letztlich verstanden, dass es keine Alternative zu Assads Regierung gebe. Zahlreiche westliche Staaten würden derzeit auch die Wiedereröffnung ihrer Botschaften in Damaskus erwägen.
Die Radikalisierung in den Rängen der Aufständischen stellt die westlichen Nationen vor ein Dilemma: Ihnen kommen die Alliierten in dem Konflikt abhanden. In Kuwait hatten die Sicherheitsbehörden zuletzt Ermittlungen gegen Finanzierungsnetzwerke extremistischer Gruppen in Syrien eingeleitet. Als sauberer Geldgeber für humanitäre Zwecke will sich Kuwait international positionieren. Die Geberkonferenz am Mittwoch war die zweite dieser Art, die das Emirat Kuwait ausgerichtet hat.
„Wenn wir drei Milliarden erreichen, ist das schon sehr gut“, so ein UN-Diplomat vor der Konferenz am Mittwoch. 2,4 Mrd. wurden es letztendlich. Das reicht laut UNO aber lange nicht. Alleine in den nächsten sechs Monaten würden 1,4 Milliarden benötigt, sagte Amos.