Politik/Ausland

G-20: Welt braucht mehr Nahrung

Die Ernährung der Welt wird aus Sicht der G-20-Staaten eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten. Wegen des starken Anstiegs der Weltbevölkerung von heute sieben auf 9,3 Milliarden bis 2050 müsse die Produktion von Nahrungsmitteln um 50 bis 70 Prozent anwachsen, stellten die größten Industrie- und Schwellenländer (G-20) in dem Abschlusskommunique auf ihrem Gipfel in Los Cabos in Mexiko fest. In Entwicklungsländern müsse die Produktion sogar fast verdoppelt werden, hieß es weiter.

Die G-20-Gruppe bekräftigte, ihre Kernziele seien "starkes, nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum" sowie der Kampf gegen Armut. Mehr als die Hälfte der Ärmsten der Welt lebt in G-20-Ländern. Doch wurden keine neuen Finanzmittel zugesagt. Hilfsorganisationen übten scharfe Kritik an der unentschlossenen Haltung der G-20-Staaten, die Probleme konkret anzugehen. "Politischer Mut scheint in Los Cabos Mangelware zu sein", sagte der Präsident der Hilfsorganisation One, Michael Elliott.

Mangelernährung "enorme Belastung"

Positiv wurde aber aufgenommen, dass die G-20-Staaten im Kommunique chronische Mangelernährung als "enorme Belastung" für Gesellschaften anerkannten. Die G-20 wollen auch eine stärkere Beteiligung an der SUN-Initiative (Scaling Up Nutrition) der Vereinten Nationen zur Verbesserung der Ernährungslage fördern. Im Kampf gegen starke Preisschwankungen bei Nahrungsmitteln soll die Transparenz von Warentermingeschäften verbessert und Missbrauch verhindert werden, was auch außerbörslichen Handel einbeziehen soll.

Das Landwirtschaftliche Marktinformationssystem (AMIS) wird dafür unterstützt, um etwa bessere Kenntnisse über Lagerbestände von Agrarrohstoffen zu erlangen, was Spekulationen eindämmen könnte. Die G-20 ermutigen auch die Einhaltung der freiwilligen Richtlinien der UNO für den verantwortlichen Umgang mit Land, Wald und Fischbeständen, die den Kleinbauern mehr Rechte und Mitsprache einräumen, was Aktivisten begrüßten. Damit kann besser dem Ausverkauf von Land mit zweifelhaften Methoden (Landgrabbing) an Investoren begegnet werden.

Die G-20 beauftragten ihre Arbeitsgruppe für Entwicklung, Nahrungsmittelsicherheit, Infrastruktur und sozial gerechtes, grünes Wachstum in den Mittelpunkt zu rücken. Die G-20 wollen auch besser Rechenschaft über die Einhaltung ihrer selbst gesteckten Ziele geben.

940 Millionen Euro für die Sahelzone

Die EU und andere Staaten haben am Montag rund 940 Millionen Euro im Kampf gegen eine neue Hungersnot in der Sahelzone Afrikas versprochen. Damit solle versucht werden, 18 Millionen Menschen zu ernähren, sagte die für Katastrophenhilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa nach einer Konferenz in Brüssel, fügte jedoch hinzu: "Das ist eine gute Nachricht für die Menschen des Sahel, aber es reicht nicht aus."

Die trockene Sahelzone zwischen der Sahara und dem nördlichen Rand des afrikanischen Regenwaldes werde in sieben Jahren bereits zum dritten Mal von einer Hungerkatastrophe bedroht. Ausbleibender Regen, schlechte Ernten und ein Ausfall von 2,5 Millionen Tonnen Nahrungsproduktion seien für die Lage verantwortlich - ebenso wie Rückkehrer aus Libyen, Unsicherheit in Mali und Flüchtlingsströme. "Wir stehen vor einer wirklichen menschlichen Tragödie", sagte Georgiewa.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Kommentar

  • Hintergrund