G-20: Bangen um die Weltwirtschaft
Die führenden Volkswirtschaften der Erde (G-20) stehen bereit, einen Absturz der globalen Konjunktur wegen der Euro-Schuldenkrise zu verhindern. Unmittelbar vor dem G-20-Gipfel in Mexiko an diesem Montag und Dienstag kamen aus den Hauptstädten entschlossene Signale, die dafür nötigen Maßnahmen zu ergreifen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte am Montag unmittelbar vor Gipfelbeginn gemeinsam mit Finanzminister Wolfgang Schäuble im Badeort Los Cabos an der Pazifikküste landen.
US-Präsident Barack Obama und Russlands Präsident Wladimir Putin wollten sich am Rande des Gipfels zu einem Gespräch zurückziehen - dem ersten, seit der Russe zum zweiten Mal in den Kreml einzog. Wie auch mit dem chinesischen Staatschef Hu Jintao dürfte Obama die Krisenherde Syrien und Iran mit Putin beraten.
Gespannt verfolgten die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der 20 (G-20) die Wahlen in Griechenland, wo die Menschen am Sonntag zum zweiten Mal binnen sechs Wochen aufgerufen waren, ein neues Parlament zu bestimmen. Eine erste Bewertung dürfte die G-20 in Los Cabos geben.
Das ohne Milliarden-Hilfe bankrotte Land ist über den auferlegten Spar- und Reformkurs gespalten, so dass die Wahl quasi zu einem Referendum über den Euro wird. Sollte Griechenland sich gegen den Sparkurs entscheiden, folgte im schlimmsten Fall eine ungeordnete Staatspleite - mit unabsehbaren Folgen für verschuldete Staaten wie Spanien und Italien sowie das globale Finanzsystem.
Unkalkulierbare Kettenreaktion
Eine ähnlich unkalkulierbare Kettenreaktion hatte es nach der Insolvenz von Lehman Brothers 2008 gegeben. Zwei Monate später kamen erstmals die G-20-Staats- und Regierungschefs zusammen, um die Weltwirtschaft zu retten und erste Maßnahmen zu ergreifen, das Finanzsystem widerstandsfähiger zu machen. Der Gipfel in Los Cabos ist der siebente der G-20.
Dass in der Euro-Schuldenkrise die internationalen Finanzmärkte am Freitag für einen Moment innehielten, lag an nicht dementierten Gerüchten, die wichtigsten Notenbanken stünden zum Eingreifen bereit, sollten in Griechenland die Reformgegner die Oberhand gewinnen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wie die Bank von England hatten versichert, die Banken flüssig zu halten, sollten die Griechenland-Wahl Panik im Finanzsystem auslösen. Ohne darauf direkt einzugehen, hatte das Weiße Haus in Washington bestätigt, dass Obama sowie die wichtigsten europäischen Führer in ständigem Kontakt stünden und gegebenenfalls nötige Maßnahmen ständig erörterten. Der G-20-Gipfel komme deshalb gerade recht, hieß es.
Michael Froman aus dem Team der Sicherheitsberater Obamas sagte, es es seien "alle relevanten Führer am selben Ort zur selben Zeit". "Es (die Euro-Schuldenkrise) ist das größte Risiko im Moment für die Weltwirtschaft."
Europäer stimmen sich ab
Die europäischen G-20-Vertreter hatte sich vor dem Gipfel in einer Video-Konferenz abgestimmt: der britische Premier David Cameron, Merkel, der französische Präsident François Hollande, der italienische Premier Mario Monti, sein spanischer Kollege Mariano Rajoy sowie EU-Ratspräsident Herman van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.
Auch wenn Obama weiter auf mehr Wachstumsimpulse hofft, notfalls durch auf Pump finanzierte Konjunkturprogramme, hatte Merkel klargemacht, sich beim Gipfel weiter dagegen zu sperren. In einer Regierungserklärung hatte sie am Donnerstag klar gesagt: "Auch Deutschlands Stärke ist nicht unendlich. Auch Deutschlands Kräfte sind nicht unbegrenzt."
Nebenschauplatz Syrien
Neben der Euro-Schuldenkrise, mehr Mitteln für den Internationalen Währungsfonds (IWF) für Krisenfälle sowie Konzepten für Wachstum und Beschäftigung dürfte am Rande der Beratungen auch über den blutigen Konflikt in Syrien gesprochen werden.
Nachdem sich Putin beim G-8-Gipfel im Mai in Camp David von Regierungschef Dmitri Medwedew hatte vertreten lassen, kehrt er jetzt auf die große internationale politische Bühne zurück. Russland kommt wie China eine Schlüsselrolle im Syrien-Konflikt zu. Beide haben ein Vetorecht im UNO-Sicherheitsrat und lehnen einen Regimewechsel in Damaskus ab. Inzwischen haben die Vereinten Nationen ihre Syrien-Beobachtermission wegen der Gewalt vorerst ausgesetzt.
Seit März 2011 kamen nach Angaben von Aktivisten bei Protesten gegen Präsident Bashar al-Assad mehr als 14.000 Menschen ums Leben. Die USA hatten Russland wiederholt vorgeworfen, das syrische Regime mit Angriffshubschraubern zu versorgen, die nun gegen Zivilisten eingesetzt würden. Moskau weist das zurück.
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