Politik/Ausland

Für ihr Märchenschloss wollen die reichen Welfen jetzt staatliche Hilfe

Caroline von Monaco lässt sich mit Königliche Hoheit anreden. Der Titel einer königlichen Prinzessin von Großbritannien und Irland ist das Einzige, was die Noch-Immer-Ehefrau von Ernst August von Hannover mit ihrem Mann verbindet, von dem sie seit sieben Jahren getrennt lebt.

Während sich der 62-jährige Hochadelige mit österreichischer, deutscher und britischer Staatsbürgerschaft auf sein Jagdschloss in Grünau im Almtal zurückgezogen hat und angeblich schwer krank ist, kämpft sein Sohn Ernst August junior um das Erbe der Welfen, das ihm bereits mit 21 Jahren übertragen wurde. Der 32-Jährige leitet seit vier Jahren die Verwaltung der Güter: viel land- und forstwirtschaftlicher Besitz, Schloss Marienburg und das Fürstenhaus in Hannover-Herrenhausen, sowie ein vom Vater angelegtes Firmengeflecht in Steuerparadiesen.

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Die Erhaltung von Schloss Marienburg, 20 Kilometer südlich von Hannover, eine Art Neuschwanstein des Nordens, kommt ihn zu teuer. Der Junior rechnet sich seit Monaten arm und möchte eine Förderung des Landes Niedersachsen bekommen. Doch dort wird heftig gestritten, ob man der Familie mit dem ältesten Stammbaum Europas mit Steuergeld aus der Patsche helfen soll. Die Welfen stellten in ihrer langen Geschichte Kaiser, Könige, Herzöge und Fürsten. Sie herrschten über das Heilige Römische Reich, über Griechenland und zwei Jahrhunderte lang über das britische Empire.

Welfenschatz versteigert

Erbprinz Ernst August junior lebt die meiste Zeit in London, sein Bruder Christian in Madrid und die kleine Schwester Alexandra besucht ein Internat in Frankreich und lebt sonst bei ihrer Mutter, Caroline in Monaco.

Caroline ist schwerreich und auch Ernst Augusts erste Frau, die Schweizerin Chantal Hochuli, kommt aus vermögender Familie.

Als 1983 ein aus Welfenbesitz angeblich verschwundenes Evangeliar Heinrichs des Löwen bei Sotheby’s auftauchte, ersteigerten diesen Kulturschatz aus dem 12. Jahrhundert das Land Niedersachsen mithilfe des Bundes, des Freistaats Bayern und Spenden von Bürgern um 32,5 Millionen Mark. Das machte viel böses Blut, denn alle dachten, dass das Haus Hannover daran verdiente.

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2005 ließen die Welfen auf der Marienburg von Sotheby’s mehr als 20.000 Objekte versteigern und erlösten 44 Millionen Euro.

Der junge Erbprinz hat ein schwieriges Erbe, denn er muss nicht nur den Erhalt der Schlösser finanzieren, sondern auch die weitläufige Verwandtschaft alimentieren. Die Beziehung zum Vater beschreibt er dürr: "Völlig in Ordnung." Aber "leider ist die Marienburg so ein Riesenhaus, für das man Hilfe von außen benötigt". Sonst müsse er das Schloss schließen, sagt der in New York ausgebildete Volkswirt.