Erdrutschsieg für Matovič in der Slowakei
Mit gerade einmal zwei Worten gewann der frühere Unternehmer Igor Matovič die slowakischen Wahlen: Mafia und Korruption. Mit dieser Kampfansage fuhr der 46-jährige, als unkonventionell geltende, Slowake den für alle überraschenden Kantersieg ein: Matovič kam mit seiner Protestpartei Olano am Wochenende auf 25 Prozent der Stimmen und damit klar auf den ersten Platz.
„Schwein“ im Kino
Noch im Dezember lag Matovič bei nur 7,7 Prozent. Aber der laufende Prozess wegen des Mordes am slowakischen Journalisten Ján Kuciak vor zwei Jahren und Enthüllungen über korrupte, mit der Mafia verflochtene Politiker kamen für Matovič gerade rechtzeitig. Zudem läuft derzeit in slowakischen Kinos der Film „Sviňa“ („Schwein“), der ein erschütterndes Sittenbild der Politik zeichnet.
Die Watschen kassierte dafür vor allem die regierende Smer von Robert Fico. Sie war seit 2006 die stärkste Kraft des Landes. Fico, der schwer krank ist, war in der Wahlnacht nicht zu sehen. Regierungschef Peter Pellegrini kündigte nach dem Abrutschen auf den zweiten Platz (mit 18,3 Prozent) den Gang in die Opposition an.
Drittstärkste Kraft – und ein mutmaßlicher Koalitionspartner von Matovič – ist die Partei Sme Rodina von Boris Kollár (8,2 Prozent), der ganz auf Familienpolitik setzte. Kurios: der unverheiratete Mann hat zehn Kinder von neun Frauen und ist Dauergast in den slowakischen Seitenblicken. Als weiterer Koalitionspartner wird die neoliberale SaS des Europaskeptikers Richard Sulík gehandelt. Der sichtlich enttäuschte Politiker kündigte aber seinen Rücktritt an; ob seine Partei in eine Regierung geht, bleibt offen.
Weder haben es die Christdemokraten ins Parlament geschafft, noch beide Ungarn-Parteien. Damit ist kein Vertreter der Ungarn, die zehn Prozent der Bevölkerung stellen, im Parlament.
Kommentatoren warnten noch in der Nacht, die komplizierte Persönlichkeit des Wahlsiegers Matovič könnte sich für die nächste Regierungskoalition zu einem Problem entwickeln. Der 46-jährige Unternehmer mit Hochschulabschluss in Finanzmanagement ist seit 2010 in der Politik. Er gilt als unberechenbarer Intuitivpolitiker, der sich nicht scheut, seine Ansichten im Handumdrehen zu ändern. Er ist bekannt für teils vulgäre Rhetorik und kontroversielles Auftreten.