Politik/Ausland

Die Auslöschung der Armenier in Ostanatolien

Die türkische Regierung in Ankara verwahrt sich bis heute kategorisch gegen den Vorwurf, es habe im Osmanischen Reich einen Völkermord an den Armeniern gegeben. Stattdessen spricht man von "tragischen Ereignissen oder bürgerkriegsähnlichen Zuständen".

Für den Zeitraum von April 1915 bis Ende 1916 geht man von 1,1 Millionen Todesopfern aus. 1908 ergriffen die Jungtürken, eine Oppositionsbewegung der jungen türkischen Bildungselite, die Macht und setzten eine Verfassung ein. Sie wollten das Osmanische Reich reformieren und den Vielvölkerstaat, in dem die Armenier seit Jahrhunderten gelebt hatten, zu einem Nationalstaat unter türkischer Führung umformen. Für ethnische und religiöse Minderheiten wie die Armenier war kein Platz vorgesehen. Die Spannungen nahmen in den folgenden Jahren stark zu. Forderugen nach Autonomie wurde unter den Armeniern laut.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich gegen Russland – die Jungtürken bezichtigten die Armenier kollektiv der Kollaboration mit den Russen. Als die Russen vorrückten, wurde ab April 1915 damit begonnen, die armenische Bevölkerung aus Ostanatolien zu deportieren. Die Zivilbevölkerung wurde auf Todesmärsche Richtung Aleppo in Syrien geschickt. Die Armenier starben zu Tausenden auf den Märschen oder in provisorischen Lagern an Hunger und Seuchen oder wurden von Soldaten und bei Angriffen durch kurdische Kämpfer ermordet.