Berlin lässt die Tür für Athen ein Stück offen
Von Evelyn Peternel
Eigentlich hätte Angela Merkel am Montag feiern wollen. Doch auch beim Festakt, mit dem die CDU ihr 70-jähriges Bestehen zelebrierte, konnte die deutsche Kanzlerin dem Griechen-Drama nicht entfliehen. Nach zwei Tagen des Schweigens rief sie Mittags zu einem Krisentreffen im Kanzleramt; alle Chefs der im Bundestag vertretenen Parteien waren geladen.
Die Botschaft, die Merkel danach an Athen richtete, war recht eindeutig: "Sollte die griechische Regierung, etwa nach einem Referendum, weitere Verhandlungen wünschen, werden wir uns dem nicht verschließen." Wenn das Votum allerdings gegen das Angebot ausfalle, sei der Spielraum weg.
Diese einladende Position ist auch eine Reaktion auf den steigenden Druck, dem Merkel ausgesetzt ist. Nicht nur die Opposition äußerte Kritik an ihrem Weg, auch sonst der Kanzlerin eher gewogene Medien stellten ihren Kurs infrage. Es brauche "politische Führungsfiguren, die, anders als die deutsche Kanzlerin, bereit sind, dafür etwas zu riskieren", schrieb etwa der Spiegel.
Vermächtnis
Eine harte Ansage, die deutlich macht, was für Merkel auf dem Spiel steht. Die deutsche Kanzlerin setzt mit einem Scheitern der Eurozone auch ihr eigenes Vermächtnis aufs Spiel. Keiner der europäischen Staats- und Regierungschefs ist schon so lange im Geschäft wie sie, dementsprechend viel Gewicht wird ihrem Wort beigemessen. Ob dies so bleibt, hängt auch von Erfolg oder Misserfolg ihrer Griechenland-Bemühungen ab. Auch in der deutschen Koalition mehren sich Reibereien. Keine andere Partei hat die Problemlage in Athen bisher genutzt, um sich über ein mögliches Versagen Merkels zu profilieren. Das könnte sich schnell ändern, wenn Athen tatsächlich pleite geht.
Merkel ist sich dieser Gefahr bewusst. Beim CDU-Festakt wiederholte sie einen Satz, der schon länger nicht mehr von ihr zu hören war: "Scheitert der Euro, scheitert Europa." Und sie selbst auch.