NSU hatte Adresslisten von 233 jüdischen Einrichtungen
Beate Zschäpe steht wegen der Mittäterschaft bei den Morden des "Nationalsozialistischen Untergrundes" vor Gericht. Eine Auflistung von Ermittlern legt nun nahe, dass die Rechtsterroristen auch jüdische Einrichtungen als Ziele im Visier gehabt haben könnten.
In den Hinterlassenschaften des NSU hat das Bundeskriminalamt (BKA) die Adressen von 233 jüdischen Einrichtungen gefunden. Das geht aus einem Vermerk der Ermittlungsbehörde hervor, der am Dienstag im Münchner Prozess verlesen wurde. Zschäpe ist dort wegen Mittäterschaft an den Morden und Sprengstoffanschlägen angeklagt, die der NSU aus überwiegend rassistischen Motiven verübt haben soll.
Berliner Synagoge
Das BKA hatte die Liste auf Wunsch des Gerichts nachermittelt. Anlass dafür war die Aussage eines Berliner Wachmanns Ende des vergangenen Jahres. Er hatte ausgesagt, er habe Zschäpe und ihren mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos am 7. Mai 2000 - ein halbes Jahr vor dem ersten NSU-Mord in Nürnberg - in einem Cafe neben einer Synagoge im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg gesehen. Er habe auch bemerkt, dass dabei Stadtpläne oder Landkarten begutachtet worden seien. Laut BKA-Vermerk befindet sich auch die Synagoge an der Rykestraße auf der Liste.
Ungeklärt ist bisher, ob es bei dem Treffen in dem Berliner Café um die Ausspähung eines Anschlagsziels ging. Neben Zschäpe und Mundlos sollen noch ein weiterer Mann und eine weitere Frau daran teilgenommen haben, deren Identität bisher nicht feststeht.
Die Datenbanken des NSU waren schon mehrfach Thema im NSU-Prozess. Insgesamt umfassen sie mehr als 10.000 Adressen. Neben den jetzt herausgefilterten Anschriften von jüdischen Einrichtungen fanden sich darin auch Parteien, Kirchen und Moscheen. Zusätzlich stießen die Ermittler auf zahlreiche Ausspäh-Notizen und Stadtplanausschnitte.