Das große Tauschen beginnt mit kleinen Schritten
Von Evelyn Peternel
Aufgeregt, unsicher, ein wenig ängstlich: Die 32 Flüchtlinge, die am Montag als Erste im Rahmen des EU-Türkei-Pakts legal nach Deutschland gebracht wurden, wussten nicht so recht, was sie erwartet – die syrischen Familien waren erst vor einer Woche informiert worden, dass sie ins Resettlement-Programm aufgenommen worden sind.
15.100 Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland sollen im Zuge des Programms aus der Türkei nach Deutschland kommen – quasi im Eins-zu-eins-Austausch für die Rückgeführten (siehe Artikel links). Dass die Wahl gerade auf Familien gefallen ist, ist kein Zufall. Die Personen, die für das Programm infrage kommen, werden von den türkischen Behörden vorgeschlagen und vom UNHCR nach den Kriterien Schutzwürdigkeit und Familienanschluss im Zielland ausgewählt, so Christoph Sander, Sprecher des Bundesamts für Asyl und Migration. Gute Chancen haben also vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen, die schon lange in einem türkischen Flüchtlingsheim untergebracht sind und die in Deutschland lebende Verwandte haben.
Wenige Verbündete
Insgesamt 72.000 Flüchtlinge sollen so von der Türkei nach Europa kommen – vorerst nehmen aber neben Deutschland nur Finnland, die Niederlande, Frankreich und Portugal am "Merkel-Plan" teil; andernorts gibt es Widerstand. Das sieht man in Berlin – noch – entspannt: Man sei zuversichtlich, dass Deutschlands Weg andere zum freiwilligen Mitmachen bewegen werde, so das Innenministerium. Dass unwillige Länder wie Polen oder Ungarn teilnehmen werden, scheint man aber ohnehin nicht zu erwarten – deren Kontingente könnten notfalls auch umgewidmet werden, heißt es dazu lapidar.