Coronavirus: Auch England geht im November in den Lockdown
Wie viele Länder in Europa fährt auch England angesichts vieler Coronavirus-Neuinfektionen das öffentliche Leben erneut radikal herunter: Der britische Premier hat für den November einen zweiten Teil-Lockdown verkündet. "Bleiben Sie zuhause, schützen Sie das Gesundheitssystem, retten Sie Leben", appellierte Boris Johnson am Samstag an seine Landsleute.
Ab Donnerstag bleiben in England nur noch Schulen, Universitäten und notwendige Geschäfte geöffnet.
Alle anderen Orte - etwa Kultureinrichtungen, Sportzentren, nicht-lebensnotwendige Geschäfte sowie Restaurants und Pubs - müssen bis zum 2. Dezember schließen. Die Engländer sollen ihre Wohnungen nicht mehr ohne triftige Gründe verlassen - etwa zur Arbeit, zum Sport treiben, zur Erholung oder zu Pflege Angehöriger. Treffen mit anderen Haushalten sind bis auf wenige Ausnahmen verboten.
Johnson: "Es gibt keine Alternative"
"Das Virus breitet sich derzeit schneller aus, als es unsere wissenschaftlichen Berater in einem Worst-Case-Szenario angenommen haben", sagte Johnson. "Jetzt ist es Zeit zu handeln, denn es gibt keine Alternative."
Die Maßnahmen seien notwendig, um den staatlichen Gesundheitsdienst NHS vor einer erneuten Überlastung zu schützen. In den ersten Regionen im Norden Englands sind bereits erste Operationen wieder verschoben werden, weil die Covid-19-Fälle auf den Intensivstationen drastisch zunehmen.
60.000 Tote
Am Samstag meldete Großbritannien knapp 22.000 Neuinfektionen. Damit durchbrach das Land die Schwelle von einer Million bestätigten Coronavirus-Fällen seit Beginn der Pandemie. In den vergangenen zwei Wochen zählte das Vereinigte Königreich 451 Fälle pro 100.000 Einwohner. Gesundheitsberater Patrick Vallance warnte, die zweite Corona-Welle könnte in Großbritannien noch mehr Menschen das Leben kosten als die erste, wenn die Infektionsrate sich nicht massiv ändere.
Bereits jetzt übersteigt die Zahl der Toten mit Covid-19 auf dem Totenschein die Schwelle von 60.000 Menschen, womit Großbritannien bisher das am schwersten von der Pandemie getroffene Land in Europa ist. Johnsons Regierung wurde schon im Frühjahr vorgeworfen, zu spät reagiert zu haben.
Hilfspaket ähnlich wie in Österreich
Der Druck auf Johnson, schärfere Maßnahmen zu ergreifen, hatte zuletzt erheblich zugenommen. Der regionale Ansatz, bei dem jedoch selbst in Regionen mit der höchsten Warnstufe noch Restaurants und Freizeiteinrichtungen geöffnet bleiben dürfen, habe sich nicht als effektiv bewährt, kritisieren Mediziner und Wissenschafter. Sie hatten - genauso wie die Opposition - schon vor Wochen einen temporären Lockdown gefordert.
Schottland, Wales und Nordirland machen ihre eigenen Regeln. Dort gelten bereits weitgehend deutlich schärfere, temporäre Corona-Maßnahmen als bisher in England.
Um die Schließungen für betroffene Unternehmen finanziell abzufedern, kündigte Johnson eine Verlängerung des "Furlough"-Programms an, das der österreichischen Kurzarbeit ähnelt. Dieses sollte eigentlich zu Ende Oktober auslaufen und durch ein weniger großzügiges Unterstützungsprogramm ersetzt werden.