Politik/Ausland

Schwere Krawalle bei landesweiten Protesten

Gegen Misswirtschaft, Korruption und Polizeigewalt - die Brasilianer hören nicht auf zu protestieren. Trotz der Rücknahme der Preiserhöhung im Nahverkehr, gehen wieder Tausende auf die Straße.

Preiserhöhungen zurückgenommen

In der Nähe von Rio de Janeiro kam es zu Zusammenstößen mit Sondereinheiten der Polizei, die Tränengas einsetzten. Auch in São Paulo zogen wieder Tausende Menschen über die zentrale Avenida Paulista. Dabei haben die Demonstranten nach tagelangen massiven Protesten ein zentrales Ziel erreicht: Die seit 2. Juni geltende Preiserhöhung für Bus- und U-Bahntickets wird zurückgenommen, wie São Paulos Gouverneur Geraldo Alckmin und der Bürgermeister der Elf-Millionen-Metropole, Fernando Haddad, am Mittwochabend mitteilten.

Zuvor war es auch im Rahmen des Spiels von Brasilien gegen Mexiko in Fortaleza zu Ausschreitungen gekommen. Augenzeugen berichteten von Verletzten. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas gegen steinewerfende Demonstranten ein.

Millionen am Donnerstag erwartet

Doch die größte Demonstration soll jetzt erst kommen. Für Rio kündigten mehrere Gruppen Proteste an, wenn am Donnerstag im Maracanã-Stadion das Spiel Spanien-Tahiti ausgetragen wird. Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke rechnet mit einer Million Demonstranten. Dies sagte der Franzose am Rande der Confed-Cup- Begegnung zwischen Gastgeber Brasilien und Mexiko in Fortaleza der Nachrichtenagentur dpa. "Wir können nichts tun", sagte Valcke. "Das ist eine unangenehme Situation für alle Beteiligten. Niemand ist damit glücklich."

Nach einem langen wirtschaftlichen Aufschwung in Brasilien wächst die Unzufriedenheit mit der Regierung. Viele Brasilianer sind besorgt, weil die Wirtschaft nicht mehr so stark wächst wie gewohnt und die Preise trotzdem spürbar steigen.

Rousseff zeigt Verständnis

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Staatspräsidentin Dilma Rousseff zeigte Verständnis für die Demonstrationen: „Die Stimmen der Straße müssen gehört werden“, sagte sie. Brasilien sei binnen zehn Jahren zur siebentgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen, weshalb die Bürger „ein Recht auf mehr haben“.

Während sich auch mehrere Spieler der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft und sogar deren Trainer Luiz Felipe Scolari solidarisch mit den jungen Demonstranten erklärten, erteilte der höchst umstrittene Präsident des Weltfußball-Verbandes, Joseph Blatter, diesen eine Abfuhr. Er könne zwar verstehen, dass „die Menschen nicht glücklich sind, aber ich denke, sie sollten den Fußball nicht dazu benutzen, um ihre Forderungen zu verkünden“. Auch Fußballstar Neymar unterstützt die Proteste.

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