Politik/Ausland

Chavez’ Kronprinz: Der treue Busfahrer

Wie geht es Venezuelas wortgewaltigem Staatschef Hugo Chavez wirklich? Mittlerweile dürfte auch trotz widersprüchlicher Angaben klar sein, dass sein Zustand ernst ist. Seit seiner vierten Krebsoperation Mitte Dezember hat sich der sonst medienaffine Präsident nicht mehr öffentlich blicken lassen; Termine wurden abgesagt, ebenso die großen Neujahrsfeiern in Caracas. Stattdessen fand eine Messe für Chavez statt. Und er brachte noch vor seinem Eingriff selbst seinen gewünschten Nachfolger ins Spiel: Außenminister und Vize-Präsident Nicolas Maduro.

Sollte bei der Operation etwas schiefgehen, so Chavez, empfahl er den Venezolanern, Maduro zum Staatschef zu wählen. Und es ging etwas schief: Erst traten Blutungen auf, dann eine Infektion. Seither kursieren wilde Gerüchte – von der Regierung auch selbst angeheizt, da niemand erfährt, an welcher Art von Krebs Chavez leidet.

Erbe

Die Nachfolgeregelung dürfte in vollem Gang sein, der 50-jährige Maduro führt bereits die Amtsgeschäfte. Erarbeitet hat er sich diesen Ritterschlag in den vergangenen 20 Jahren, in denen er immer treu zu Chavez stand.

Maduro, ehemaliger Busfahrer ohne Schulabschluss, hatte sich in der Gewerkschaft sukzessive hochgearbeitet. Als sich Chavez 1992 hochputschen wollte und dafür zweieinhalb Jahre hinter Gittern verschwand, vertrat Maduros Frau den Revolutionär als Anwältin. 1999 bezog Chavez schließlich den Präsidentenpalast Miraflores, Maduros Weg führte ins Parlament. Auch hier ein steter Aufstieg: erst Vorsitzender der Nationalversammlung, dann Außenminister und Chavez’ Vize. Bei Maduros Ernennung sagte Chavez: „Er war Busfahrer. Was hat sie über ihn gespottet, die Bourgeoisie.“

Chavez’ linke Parolen werden auch von Maduro rezitiert. Ob dieser aber im „Chavismo“ Venezuelas bestehen kann, wird bezweifelt. Er gilt zwar als pragmatisch, aber auch als Charisma-befreit. Kann der Commandante seine neue Amtszeit am 10. Jänner nicht antreten, muss neu gewählt werden. Gegen Maduro rechnet sich die Opposition nun reale Chancen aus. Doch Chavez hielt bis zuletzt an seinem Thronfolger fest. Vor seiner Abreise versicherte er: „Republik und Revolution sind in guten Händen.“