Politik/Ausland

Charlie Hebdo: El Kaida im Jemen bekennt sich

Just an jenem Tag, als die neue Ausgabe des Satiremagazins Charlie Hebdo an den Kiosken liegt (mehr dazu lesen Sie hier), hat sich der jemenitische Ableger des Terrornetzwerks El Kaida zu dem Anschlag bekannt: "Es wurden Helden rekrutiert, und sie haben gehandelt", erklärte einer der Anführer von El Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP), Nasser Ben Ali al-Ansi, in einem am Mittwoch im Internet erschienenen Video.

Damit hat sich bestätigt, was die Brüder Kouachi - sie hatten vor einer Woche den blutigen Anschlag auf die Zeitungsredaktion in Paris verübt - bereits auf ihrer Flucht gesagt hatten: Nach dem brutalen Überfall ließen sie wissen, dass sie im Auftrag von AQAP gehandelt hätten. Der dritte Attentäter, Amedy Coulibaly - er hat die Geiseln in einem jüdischen Supermarkt getötet -, meinte hingegen, er handle im Auftrag des Terrornetzwerks Islamischer Staat. Coulibaly hatte, wie jetzt bekannt wurde, bereits im Jahr 2008 der französischen Zeitung Le Monde ein Interview gegeben - darin meinte er, das Gefängnis sei die beste Schule für Kriminalität (mehr dazu lesen Sie hier). Coulibaly und Kouachi hatten sich in Haft kennengelernt.

IS findet Hebdo-Ausgabe "dumm"

Die dschihadistische Terrorgruppe IS hat indessen das Cover der neuen Ausgabe der französischen Satire-Zeitung Charlie Hebdo verurteilt. Die Veröffentlichung neuer Mohammed-Karikaturen sei "extrem dumm", hieß es am Mittwoch in einer Erklärung im Radiosender Al-Bayan, den IS in von ihnen kontrollierten Gebieten in Syrien und im Irak ausstrahlt. Damit werde der Prophet erneut beleidigt.

Die jüngste Charlie Hebdo-Ausgabe war am Mittwoch in einer Mammut-Ausgabe erschienen und ist mittlerweile ausverkauft, trotz einer Auflage von 3 Millionen Stück. Das Cover zeigt einen weinenden Propheten Mohammed, der ein Schild mit der mittlerweile weltbekannten Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" in den Händen hält. Die Karikatur auf dem Titel ist versehen mit der Überschrift: "Alles ist vergeben".

Weitere Zeitung bedroht

Auch die französische Satirezeitung Le Canard enchaine ist bedroht worden. "Ihr seid als nächstes dran", hieß es in einer Botschaft, die per E-Mail bei der Zeitung in Paris einging und von ihr am Mittwoch veröffentlicht wurde. Die Polizei verstärkte den Schutz für die Zeitung, die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Die Drohung war den Angaben zufolge bereits am 8. Jänner bei "Le Canard enchaine" eingegangen, einen Tag nach dem radikal-islamistischen Anschlag auf Charlie Hebdo. Die Journalisten würden "mit einem Beil" zerstückelt werden, hieß es in der Drohbotschaft.

Le Canard enchaine ist die größte Satirezeitung Frankreichs mit einer Auflage von fast einer halben Million Exemplaren wöchentlich. Das linksgerichtete Blatt ist auch für seinen politischen Enthüllungsjournalismus bekannt.

Neues Video der Attentäter

Zudem ist ein neues Video aufgetaucht, dass die Brüder Kouachi bei der Flucht zeigt - darin lässt sich die Brutalität ihres Vorgehens gut nachvollziehen: Zuerst skandieren sie Parolen auf der Straße, danach nehmen sie ein Polizeiauto unter Beschuss. Aufgenommen wurde das Video von einem zufälligen Zeugen.

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Das radikal-islamistische Terrornetzwerk El Kaida hat seit den Anschlägen vom 11. September 2001 zunehmend auf Regionalisierung gesetzt. Zu den weitgehend unabhängig agierenden Ablegern zählt die El Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Al-Qaeda in the Arabian Peninsula/AQAP). Die Gruppe entstand 2008 aus der Vereinigung der jemenitischen mit der saudi-arabischen El Kaida.

Heute gehört die AQAP zu den aktivsten und gefährlichsten El Kaida-Ablegern. Die Extremisten nutzen die Schwäche der Zentralregierung und die Gesetzlosigkeit in vielen Teilen des Jemen. Ihre Hochburgen liegen im Süden des Landes, wo sie Rekrutierungs-und Ausbildungslager betreiben. Die USA greifen die Terrorgruppe zwar regelmäßig mit Drohnen an, konnten sie aber bisher nicht ausschalten.

El Kaida verübt seit Jahren immer wieder Anschläge im Jemen oder entführt Menschen. Im vergangenen Jahr starben bei einer missglückten US-Geiselbefreiung ein Amerikaner und ein Südafrikaner. Seit die schiitische Houthi-Bewegung vor einigen Monaten in der Hauptstadt Sanaa und anderen Teilen des Landes die Kontrolle übernommen hat, geht die AQAP verstärkt auch gegen sie vor.

Der bei dem Anschlag islamistischer Extremisten am Mittwoch vergangener Woche erschossene Herausgeber und Zeichner des Satiremagazins Charlie Hebdo, Stephane Charbonnier, stand auf einer "Fahndungsliste" des britischen Jihad-Magazins "Inspire", das von AQAP veröffentlicht wird.