AfD-Freude: "Es tut sich was in Europa"
Von Evelyn Peternel
Lokale wie die "Prater-Alm" liegen ihr eigentlich nicht. Wahlkampf mit Bierbänken und lauter Musik, das passt nicht so ganz zu Frauke Petry.
Am Sonntagabend war das aber herzlich egal. Da stand die AfD-Chefin elegant im kleinen Schwarzen neben bierseligen FPÖ-Anhängern, und die Unterschiede waren nebensächlich – man jubelte schließlich gemeinsam Norbert Hofer zu, der da noch gut im Rennen um das höchste Amt im Staate lag. "Wir hatten eine Einladung", antwortete Petry mehreren Journalisten auf die Frage, warum sie hier sei; der sei sie mit ihrem Lebensgefährten Marcus Pretzell, der die AfD in Brüssel vertritt, gerne gefolgt.
Es war nicht das erste Mal, dass Blau und Blau sich so vertraut zeigen. Seit Petry die Partei übernommen hat, wird die FPÖ gern als Vorbild in Sachen Wahlerfolg angeführt; auch inhaltlich fanden die beiden Parteien mehr und mehr zueinander. Im Frühling traf man einander in Düsseldorf, um auszuloten, wo die Gemeinsamkeiten liegen; beim AfD-Parteitag Ende April war der Schulterschluss vollzogen: Da wurde ganz feierlich eine Grußbotschaft der FPÖ an die AfD verlesen.
Machtanspruch
Schon damals war, unabhängig vom eigentlichen Ergebnis, vom "nächsten Bundespräsidenten Hofer" und, vice versa, von "Kanzlerin Petry" die Rede. Das ist es auch, was die Parteien eint: Beide sehen sich ungeachtet aller programmatischen Unterschiede als "Gegenentwurf zum Establishment", wie Petry sagt. Beide wollen weg von der EU, hin zum Nationalstaat – und beide wollen unbedingt an die Macht. Vor allem Petrys Lebensgefährte Pretzell sucht dafür Verbündete im Ausland – er feilt in Brüssel an einer Art populistischen Internationalen; dafür wechselte er in jene Fraktion, in der auch FPÖ, Front National und Vlaams Belang sitzen.
Dass Norbert Hofer nun knapp die Hälfte der Wähler hinter sich sammeln konnte, war für die AfD – trotz seiner Niederlage – deshalb eine Bestätigung der eigenen Politik. Man gratulierte Van der Bellen brav, freute sich aber zeitgleich darüber, dass sich "etwas tut in Europa", wie Parteivize Beatrix von Storch kommentierte. Parteichefin Petry freute sich indes, "dass es diesen großen Konsens nicht mehr gibt" – ein Seitenhieb auf die Niederlage der Großparteien.
Menetekel
Genau das macht anderen Beobachtern Sorge. In Deutschland ist – ähnlich wie in Frankreich – nicht nur eine derartig hohe Zustimmung zu Rechtspopulisten schwer vorstellbar, sondern auch eine Kooperation mit diesen. Während sich die deutschen Grünen über den ersten "Kollegen" im höchsten Amt des Staates freuten und Van der Bellens Amtskollege Gauck ihn als "überzeugten Europäer" würdigte, sprachen die Unionsparteien in puncto Hofer von "leichtfertigem Wahlverhalten". Auch in der SPD gab man sich erleichtert und schockiert zugleich – Fraktionschef Thomas Oppermann sah Hofers Fast-Erfolg als Menetekel für Deutschland: "Was in Österreich passiert ist, darf sich nicht wiederholen", warnte er – vor allem auch die eigene Partei. Laut jüngsten Umfragen liegt die AfD nämlich nur mehr knapp sechs Prozentpunkte hinter der SPD.
In keinem Land sei ein Durchmarsch von Populisten mehr ausgeschlossen, sagte er noch dazu. Das wäre etwas, was auch der offen rechtsextremen NPD gut gefallen hätte: Sie ließ wissen, dass Hofer jedenfalls die "bessere Abwahl für Österreich" gewesen wäre.