Politik/Ausland

Jemen: Eine humanitäre Krise, die nicht enden will

Gut 30 Millionen Einwohner hat der Jemen –  fast zwei Drittel davon sind auf Hilfe angewiesen. Die Bilder, die aus dem einst bei Abenteuertouristen beliebten Land auf der arabischen Halbinsel nach außen dringen, sind erschütternd: Sie zeigen zerbombte Spitäler, schwer bewaffnete Milizen und bis auf die Knochen abgemagerte Kinder.

Grund für die laut UNO schlimmste humanitäre Krise unserer Zeit ist nicht etwa eine Dürre oder andere Naturkatastrophe.

Es ist ein Konflikt um Macht und Geld, der sich zu einem brutalen Stellvertreterkrieg zweier Regionalmächte mit Zehntausenden Toten ausgewachsen hat.

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Nun ruhen vage Hoffnungen auf einem Waffenstillstandsabkommen für die wichtige Hafenstadt Hodeida, über die nahezu alle internationalen Hilfslieferungen abgewickelt werden.

Der mühsam ausverhandelte Deal ist allerdings nach zwei Tagen bereits brüchig, die Menschen sind realistisch.

„Es ist eine große Resignation da“, sagt Sigrid Lamberg von Ärzte ohne Grenzen (MSF).

Unübersichtliche Lage

Unruhig ist es in dem Stammesland schon lange. 1994 brach zwischen Nord- und Südjemen ein Bürgerkrieg aus. Davor und danach gab es immer wieder Aufstände der aus dem Norden stammenden Huthis.

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2011 flammten im Zuge des Arabischen Frühlings Proteste gegen Langzeitherrscher Ali Abdullah Salih auf, der für die Armut im Land verantwortlich gemacht wurde. 2012 übernahm der Sunnit Abed Rabbo Mansur Hadi, ein Protege Saudi-Arabiens, das Präsidentenamt.

Bald kämpften Huthi-Rebellen gegen die Regierung, was sunnitische Stämme auf den Plan rief. Zwischendrin El-Kaida- und IS-Ableger und die Armee, Teile davon für, Teile gegen die Regierung.

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2014 überrannten die Huthi-Rebellen die Hauptstadt Sanaa und rückten auf Aden vor, woraufhin Saudi-Arabien im März 2015 mit anderen arabischen Staaten auf Hadis Seite in den Bürgerkrieg eingriff, unterstützt  von USA, Frankreich und Großbritannien.

Hinter den Huthi-Rebellen steht der schiitische Iran, der mit Saudi-Arabien traditionell um die  Vormachtstellung in Nahost streitet.

"Bereits zwei, drei Mal geflohen"

Zwischen den Fronten aufgerieben wird die Zivilbevölkerung. 

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„Es gibt Menschen, die schon zwei, drei mal geflohen sind und jedes Mal dachten, das sie nun in Sicherheit sind", berichtet MSF-Projektleiterin Sigrid Lamberg, die bis zum Sommer selbst im Jemen arbeitete, dem KURIER. Viele hätten Freunde und Familienmitglieder verloren und Angst um die Zukunft.

In ihrer täglichen Arbeit sind die Mitarbeiter in den 12 von MSF betriebenen Spitälern im Jemen  laut Lamberg vor allem mit Schusswunden und Verletzungen durch Luftangriffe oder Verkehrsunfälle konfrontiert. 

Immer wieder gebe es auch schwer unterernährte Kinder.

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Das Ausmaß dieses Problems sei aber schwer einzuschätzen, da viele Gebiete im Land für Helfer unzugänglich seien.

„Auf dem Markt gibt es schon Lebensmittel“, so Lamberg, die Menschen hätten aber schlicht kein Geld, um sie zu kaufen.

Grund seien die hohe Inflation und die Tatsache, dass Angestellte im öffentlichen Bereich – Lehrer, Ärzte oder Uni-Professoren – seit Kriegsbeginn kein Gehalt mehr bekommen hätten.

Ohne ausreichend Nahrung seien die Menschen anfälliger für Krankheiten. Dazu komme, dass die vor dem Krieg üblichen flächendeckenden staatlichen Impfprogramme eingestellt werden mussten.  Medizinische Hilfe ist vor allem auf dem Land oft nur schwer zu erreichen, Patienten kämen mitunter zu spät ins Spital.

Erschwerend für die Arbeit der eigentlich auf hohem Niveau ausgebildeten jemenitischen Ärzte seien „bewusste Angriffe auf medizinische Einrichtungen“. Auch sechs der 12 MSF-Kliniken seien bereits bombardiert worden.

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