Politik/Ausland

Breivik: Eine Mutter fordert Haft

Breiviks einstündige Schlusserklärung wurde nicht im Fernsehen übertragen und die Angehörigen der Opfer verließen demonstrativ den Saal. Der Massenmörder von Oslo und Utøya bekam auch am letzten Prozesstag nicht die Aufmerksamkeit, die er sich erhofft hatte. Breivik bekräftigte noch einmal, dass die Anschläge barbarisch, aber notwendig waren.

Sein Verteidiger Geir Lippestad hätte beinahe vergessen, formell auf Freispruch oder eine milde Strafe zu plädieren. Richterin Wenche Elizabeth Artzen fragte ihn: "Plädieren Sie nicht mehr auf Freispruch?" "Doch, doch", antwortete Lippestad.

Wie die Staatsanwälte sprach er von einem unfassbar grausamen Massenmord mit 77 Toten. Aber im Unterschied zu den Anklägern will Lippestad, dass der rechtsradikale Islamhasser für schuldfähig erklärt wird und seine Strafe im Gefängnis absitzt. "Wenn man Breivik für krank hält, nimmt man ihm die Verantwortung für seine Taten." Anders Behring Breivik hatte im Prozess einmal gesagt, wäre er ein islamischer Terrorist, würde niemand nach seiner Zurechnungsfähigkeit fragen.

Die Norweger fragen aber nach und wägen ab im Prozess, der nach allen Regeln des Rechtsstaates abgelaufen ist. In ihrer Analyse heißt es: "Ausnahmetaten brauchen keine Ausnahmegesetze." Nach norwegischem Rechtsverständnis kommt jemand, von dem man sich nicht sicher ist, ob er psychotisch ist oder nicht, in die geschlossene Psychiatrie und nicht in ein Gefängnis.

Breivik hätte sich gewünscht, dass seinetwegen die Todesstrafe wieder eingeführt worden wäre. Die schlimmste Strafe für ihn ist, dass man ihn für verrückt hält. In die Psychiatrie will er nicht.

Vor Breiviks Rede wurden noch einmal fünf Opfer gehört. Denn die Opfer und Hinterbliebenen standen im Mittelpunkt des Prozesses: Unni Espeland Marcussen, deren 16-jährige Tochter auf Utøya von Breivik getötet worden war, sprach sich für eine Verurteilung des Angeklagten zu einer Haftstrafe aus. Sie sagte: "Er hat bei seiner Tat großen Einsatz sowohl in der Planung wie bei der Ausführung bewiesen." Zuhörer reagierten mit Applaus, wie die Zeitung VG aus dem Gerichtssaal berichtete. Eine Regierungsbeamtin, die schwer verletzt in Oslo überlebte, sagte, sie habe Vertrauen ins Gericht. Sie und eine Richterin weinten.

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