Boko Haram: Entführte Mädchen zwangsverheiratet
Die Terrororganisation Boko Haram hat Angaben der nigerianischen Regierung über eine Waffenruhe mit den Islamisten dementiert. Damit schwinden auch die Hoffnungen auf eine Freilassung der mehr als 200 Schülerinnen, die Mitte April in Chibok im Nordosten von der radikalislamischen Gruppe verschleppt worden waren.
"Das Thema Mädchen gehört schon lange der Vergangenheit an, weil ich sie längst verheiratet habe", sagte Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau in einem am Freitag veröffentlichten Video, wie die Zeitung Premium Times und andere Medien am Samstag berichteten.
Die Regierung hatte am 17. Oktober erklärt, sich bei Verhandlungen mit Boko Haram auf eine Waffenruhe geeinigt zu haben. Der Boko-Haram-Chef erklärte in dem Video, er kenne Danladi Adamu nicht, den angeblichen Vertreter der Islamistenmiliz, der mit der Regierung verhandelt habe. Auf dem Video verwendet Boko Haram eine schwarze Flagge mit weißem Schriftzug, wie sie auch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bei ihren Propagandavideos aus dem Irak und aus Syrien nutzt.
Bombenanschlag auf Busbahnhof
In den vergangenen beiden Wochen war es in Nigeria trotz der angeblich mit Boko Haram vereinbarten Waffenruhe weiter zu Gewalt gekommen. Erst am Freitag waren bei einem Bombenanschlag auf einem Busbahnhof in der Stadt Gombe im Nordosten nach Krankenhausangaben 30 Menschen ums Leben gekommen.
Deutscher offenbar Geisel
In Deutschland sorgten Berichte über einen in Nigeria verschleppten Deutschen für Schlagzeilen. Der Entführte kam vor wenigen Tagen nach knapp einer Woche Geiselhaft wieder frei. Ob für den Mitarbeiter der Baufirma Julius Berger Lösegeld gezahlt wurde, wollte das Wiesbadener Unternehmen nicht sagen. Auch die nigerianische Polizei hielt sich mit Details zu der Freilassung zurück.
Das Schicksal eines weiteren, Mitte Juli in Nigeria gekidnappten Deutschen ist bisher unklar. Unbekannte hatten den Mann nach Angaben des Auswärtigen Amtes im Nordosten Nigerias entführt. Bei der Geisel handelt es sich nach Recherchen der Deutschen Welle um den Leiter eines örtlichen Berufsbildungszentrums. Die Zeitung "Premium Times" berichtete damals, der Lehrer sei in dem Ort Gombi im Teilstaat Adamawa von Bewaffneten verschleppt worden. In der Region operieren auch Islamisten von Boko Haram.